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5.11.: kulturfinanzierung aktuell +++ kulturfinanzierung

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Weiss will «strategische Partnerschaft» zwischen Bund und Berlin +++ Offener Brief zur Erhaltung der Staatsoperette Dresden +++ NRW: CDU will freie Theater stärker fördern


Weiss will «strategische Partnerschaft» zwischen Bund und Berlin
Berlin (ddp). Der Bund ist bereit, für «eine gewisse Zwischenzeit» ein Krisenmanagement für die Berliner Kultur zu finanzieren. Voraussetzung sei aber ein «klares Reformstrukturkonzept», sagte Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) am Montag in Berlin. Sie wolle darüber schnell ins Gespräch mit den Berliner Kulturverantwortlichen kommen. Weiss ist seit zwei Wochen im Amt.
Die Ministerin sprach sich für eine «strategische Partnerschaft» zwischen beiden Seiten aus. Sie favorisiere die Übernahme weiterer Berliner Kulturinstitutionen in die volle Verantwortung des Bundes, wenn diese «eindeutig Bundespräsenz» hätten. Bereits jetzt beteilige sich die Bundesregierung mit 300 Millionen Euro jährlich an der Finanzierung von Kultur in der Hauptstadt.
Mit Blick auf die schwierige Situation der drei Berliner Opernbühnen sagte Weiss, «das müssen wir hinkriegen». Fusion allein sei «kein Rettungswort». Es müsse vielmehr um ein eigenständiges Profil jedes der Häuser gehen. Dies könne auch den Theatertourismus in die Hauptstadt beleben. Ein «brennendes Problem» sei die Staatsoper. Der Bund könne die für die Sanierung des maroden Gebäudes notwendigen rund 300 Millionen Euro nicht aufbringen, sagte Weiss und fügte hinzu. «Wir wollen auch keine Staats-Staatsoper.»
Weiss zeigte sich enttäuscht von der geringen Rolle, die die Kultur in den Koalitionsverhandlungen gespielt habe. Das habe sie «befremdet und gestört». Zu der ursprünglich von Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) geplanten Streichung der Spendenabzugsfähigkeit für Unternehmen sagte Weiss: «Wenn dieser Plan nicht vom Tisch genommen worden wäre, hätte ich mein Amt nicht angetreten.» Die Auswirkungen auf die Kultur wären «katastrophal gewesen», fügte sie hinzu. Schwieriger werde aber die Debatte über die gleichfalls umstrittene Anhebung der Mehrwertsteuer für Kulturgüter. «Das ist ein äußerst verwickeltes Paket», sagte Weiss.
Als wichtige Aufgaben nannte die Kulturstaatsministerin die Intensivierung des europäischen Kulturdialogs - insbesondere mit Frankreich -, die Novellierung des Filmförderungsgesetzes im nächsten Jahr und eine verstärkte Förderung junger Künstler durch Umverteilungen von Geldern aus der Rechteverwertung. Die Zusammenführung von Bundeskulturstiftung und Kulturstiftung der Länder sehe sie als einen «langfristigen Prozess», fügte Weiss hinzu.
Im Medienbereich müsse die Reform der Deutschen Welle vorangetrieben werden. Um eine Abschaffung des Auslandsrundfunks und -fernsehens gehe es aber nicht: «Wir müssen neu darüber nachdenken, welches Bild von Deutschland wir im Ausland präsentieren und wo wir das tun.»
Weiss betonte, sie wolle die volle Legislaturperiode von vier Jahren im Amt sein. «Äußere Verführungen wird es nicht geben, um mich von meinem Ziel abzubringen», sagte sie. Ihre beiden Vorgänger, Michael Naumann und Julian Nida-Rümelin (beide SPD), hatten ihr Amt vorzeitig aufgegeben.

Offener Brief zur Erhaltung der Staatsoperette Dresden
mdr - Mehrere Intendanten von Dresdner Kultureinrichtungen haben in einem offenen Brief gegen die geplante Schließung der Staatsoperette protestiert. Zugleich wandte sich die Intendantenrunde gegen weitere Kürzungen im sozialen und kulturellen Bereich. In dem Brief an die Abgeordneten des Stadtrates heißt es, die entscheidenden Lebensnerven der Stadt dürften nicht abgeschnitten werden.
Die Intendanten warnten davor, den Ruf Dresdens als traditionsreiche Kunst- und Kulturmetropole zu schädigen. Die Leiter von Kultureinrichtungen wie Theater, Kreuzchor und Musikfestspiele kritisierten, dass sie bislang nicht in die Suche nach Alternativen zu den Kürzungen einbezogen wurden.
Oberbürgermeister Roßberg hatte Mitte Oktober die Schließung der deutschlandweit einzigen selbstständigen Operettenbühne angekündigt, um nach eigenen Angaben finanzielle Mittel in zweistelliger Millionenhöhe einzusparen. Zum Ende der Spielzeit am 1. August 2003 soll das Haus zugunsten anderer Einrichtungen geopfert werden. Einen Beschluss des Stadtrates gibt es dazu noch nicht. Die Stadt begründet die Schließungspläne mit dem unzureichenden finanziellen Engagement des Freistaats für die Kultur in Dresden. Kreuzchor und Philharmonie wurden als weitere mögliche Opfer der Einsparungen genannt.

NRW: CDU will freie Theater stärker fördern
Düsseldorf (ddp-nrw). Eine stärkere Förderung der freien Theater in Nordrhein-Westfalen fordert die CDU-Landtagsfraktion. Deren kulturpolitischer Sprecher Richard Blömer sieht in der Arbeit der freien Theater «eine riesige Chance, gerade jungen Menschen außerhalb des etablierten Kulturbetriebs einen Zugang zum Theater zu ermöglichen». Deshalb müssten auch die Schulen mit den Einrichtungen des kulturellen Lebens vernetzt werden, verlangte der Kulturexperte am Dienstag in Düsseldorf.
Nach einem Werkstattgespräch der CDU-Landtagsfraktion, an dem 50 Intendanten, Geschäftsführer und Schauspieler teilgenommen hatten, plädierte Blömer dafür, die Ansätze für die Finanzierung der freien Theater zu erhöhen. Mit der Möglichkeit, Rücklagen zu bilden und drei- statt einjährige Haushaltspläne aufzustellen, solle eine größere Wirtschaftlichkeit und Planungssicherheit erreicht werden.
Für die Schauspieler schlägt die CDU Erleichterungen im Arbeitsrecht vor, damit sie - wie andere Künstler auch ? selbständig werden können. Dies habe Vorteile für die Gestaltung des Berufslebens und die soziale Absicherung der Schauspieler.
Die CDU-Landtagsfraktion will auch neue Förderkonzepte erproben. Zu diesem Zweck habe die Landesregierung vor zwei Jahren eine Expertenkommission einberufen. Seitdem sei aber nichts geschehen, kritisierte Blömer.