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Remagen: Arp-Museum mit neuem Träger und unter neuer Leitung +++ Berlin: Stiftung Preußischer Kulturbesitz gibt Porzellangruppen an jüdische Familie zurück
Remagen: Arp-Museum mit neuem Träger und unter neuer Leitung
Remagen (ddp). Nach der Trennung vom Arp-Verein Anfang Juli hat die rheinland-pfälzische Landesregierung die Leitung des Remagener Arp-Museums neu geordnet. Neuer Direktor des Arp-Museums wird zum 1. Januar 2009 der Kunsthistoriker Oliver Kornhoff. Träger des Museums ist künftig die am Dienstag gegründete «Landesstiftung Arp Museum Bahnhof Rolandseck». Zu seinem Vorsitzenden wählte der neue fünfköpfige Vorstand Kulturstaatssekretär Joachim Hofmann-Göttig. Der stellte am Mittwoch in Remagen den neuen Direktor vor und kündigte zugleich an, das Land werde künftig seinen Zuschuss für das Museum um zwei Millionen Euro auf 3,7 Millionen Euro erhöhen.
Das Land hatte sich am 2. Juli nach heftigem Streit endgültig vom Arp-Verein getrennt und damit auch die alleinige Leitung des im Oktober 2007 eröffneten Arp-Museums übernommen. Zugleich verzichtete das Land damit auch auf die rund 240 Kunstleihgaben des Arp-Vereins, die eigentlich ein Kernstück der Arp-Ausstellungen im Museum sein sollten.
Hofmann-Göttig sagte, die neue Landesstiftung werde das Museum «auf einem internationalen Ansprüchen gerecht werdenden Niveau als Kulturzentrum und Stätte künstlerischer Begegnung» betreiben und das Werk von Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp sowie von weiteren internationalen Künstlern präsentieren und fördern. Damit «ändern wir den Charakter des Hauses keineswegs», betonte Homann-Göttig. Das Arp-Museum sei «nie als monografisches» Haus allein für Arp-Werke gedacht gewesen. Er sei sicher, dass der neue Leiter «das Profil des Hauses weiter schärfen» könne.
Mit dem 39 Jahre alten Kornhoff verpflichtet das Land nun einen sehr jungen Ausstellungsmacher, der zuvor noch nie ein Museum geleitet hat. Der 1969 in Köln geborene Kornhoff studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Klassische Archäologie in Köln, Florenz und zuletzt in Freiburg. Dort promovierte er auch über die Skulpturen der Brücke-Künstler Ernst Ludwig Kirchner und Erich Heckel. Zuletzt war er stellvertretender Leiter der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen, die sich auf Kunst der Gegenwart und Klassischen Moderne spezialisiert hat. Kornhoff organisierte dort unter anderem die Gruppenausstellungen »China macht Druck. Zeitgenössische chinesische Druckgrafik« (2008). Zuvor war er an der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden als Projektkoordinator tätig.
Mit Kornhoff werde die künstlerische Leitung des Hauses einem «hochqualifizierten und ambitionierten jungen Mann» übertragen, sagte Hofmann-Göttig weiter. Kornhoff sei aus «einer Reihe erstklassiger Kandidaten» ausgewählt worden und soll die Nachfolge von Gründungsdirektor Klaus Gallwitz zum 1. Januar 2009 antreten.
«Der Bahnhof Rolandseck bleibt Arp Museum», versicherte Kornhoff. In der Kunstauffassung der beiden Namenspatrone seien «ja gerade Wachstum, Bewegung, Metamorphose zentrale Begriffe». Er wolle deren Aktualität und «kreative Pionierleistung» in Entwicklungslinien herausstellen, die durch das gesamte 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart reichten. Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp seien für ihn «die Garanten, dass Vielschichtigkeit nicht zur Beliebigkeit werde: Sie bieten die Kontinuität im Haus, sei es als Exponat oder als inhaltliche Referenz», fügte er hinzu.
Berlin: Stiftung Preußischer Kulturbesitz gibt Porzellangruppen zurück
Berlin (ddp-bln). Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat drei Meißner Porzellangruppen aus der ehemaligen Privatsammlung einer jüdischen Familie an deren Rechtsnachfolgerin zurückgegeben. Die auf Druck der Nationalsozialisten entzogenen Stücke waren bis vor kurzem im Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin ausgestellt, wie eine Sprecherin der Stiftung am Mittwoch mitteilte. Der Verlust dieser Werke, die im Westen als verschollen galten, sei bei der Stiftung erst durch die Anfrage der Familie im Februar 2007 ermittelt worden.
Bei den Figuren handelt es sich um zwei Wiedehopfe aus den Jahren 1736 und 1741 und einen Eichelhäher mit Eichhörnchen und Hirschkäfer von 1739. Alle drei Stücke sind naturalistisch farbig bemalt. Ihr Modelleur war Johann Joachim Kändler, der nicht nur für die Figurenplastik der Meißner Manufaktur prägend war, sondern für die europäische Porzellankunst insgesamt. Es sind die einzigen Kändler-Tierfiguren, die den Krieg im Kunstgewerbemuseum überdauert haben.
Die Stücke waren der Familie den Angaben zufolge zusammen mit anderen Kunstwerken 1940 «verfolgungsbedingt entzogen» worden. Deren Abgabe sei Bedingung gewesen, dass sie bei ihrer Übersiedlung in die USA und nach Brasilien andere Kunstgegenstände ausführen durfte. 17 Stücke aus der Sammlung wurden 1941 im Schlossmuseum Berlin, dem heutigen Kunstgewerbemuseum, inventarisiert und im Keller gelagert. Vier Silberleuchter waren bereits nach dem Krieg zurückgegeben worden. Die jetzt folgenden Porzellangruppen waren zu DDR-Zeiten in Dresden restauriert und danach im Schloss Köpenick in Berlin als eigener Sammlungsbestand inventarisiert worden. Die in den 50er Jahren für den Verlust erhaltene Entschädigung zahlte die Familie zurück.