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90 Jahre Institut für Auslandsbeziehungen

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«Wir öffnen Türen» - Das Institut für Auslandsbeziehungen feiert sein 90-jähriges Bestehen - Festakt in Stuttgart


Stuttgart (ddp). Mit dem Slogan «Wir öffnen Türen» wirbt das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) in Stuttgart für seine Arbeit. Hunderte Ausstellungen im In- und Ausland, ungezählte Konferenzen und viele Förderprogramme haben die älteste deutsche Kulturmittlerorganisation zu einem der wichtigsten Türöffner im weltweiten Austausch zwischen den Kulturen gemacht. Am Mittwoch feiert das ifa mit einem Festakt sein 90-jähriges Bestehen. Es kann auf viele Glanzpunkte zurückblicken. Durch die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit der Vorgängerinstitution kamen in jüngster Zeit aber auch die Schattenseiten zu Tage.

"Am Anfang stand die kulturelle Zusammenarbeit mit Auslandsdeutschen», sagt ifa-Generalsekretär Kurt-Jürgen Maaß im ddp-Gespräch. Die Herausforderung der Zukunft ist für ihn der «euro-islamische Dialog», worin er eine «Jahrhundertaufgabe» sieht. Als Partner des Auswärtigen Amtes im Bereich der Kulturpolitik engagiert sich das ifa weltweit für den Kulturaustausch. Ausstellungen in zahlreichen Ländern mit Werken zeitgenössischer Künstler lockten allein im vergangenen Jahr weltweit eine Million Besucher an. Tagungen, Kulturprojekte, Publikationen und eine 400 000 Bände umfassende Bibliothek gehören ebenfalls zum Angebot.

Im Januar 1917 wurde in Stuttgart das Museum und Institut zur Kunde des Auslanddeutschtums und zur Förderung deutscher Interessen im Ausland gegründet, das kurz später in Deutsches Ausland-Institut (DAI) umbenannt wurde. Als ifa-Vorgängereinrichtung beriet das DAI Auswanderungswillige, betreute Auslandsdeutsche in Europa und Übersee und organisierte Ausstellungen, die unter anderem das Ansehen Deutschlands in der Welt verbessern sollten. Seit 1925 ist die Einrichtung in einem ehemaligen Waisenhaus in der Innenstadt angesiedelt. Heute arbeiten 150 Menschen im In- und Ausland für die Organisation, die von Bund, Land und Stadt finanziell gefördert wird.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das DAI von den Amerikanern als minderbelastet eingestuft und in den Jahren 1949 bis 1951 mit Unterstützung des damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss als ifa neugegründet worden. Die scheinbar unbefleckte Weste behielt die Einrichtung Jahrzehnte lang, bis auf Eigeninitiative des ifa im vergangenen Jahr eine Forschungsarbeit der Politologin Katja Gesche vorgelegt wurde. Demnach unterhielt das DAI enge Kontakte zur Gestapo und zu NSDAP-Organisationen, war aktiv in die NS-«Rassenpolitik» und in Massenumsiedlungen eingebunden und soll auch an Denunziationen beteiligt gewesen sein.

Das Engagement des ifa bei der eigenen Geschichtsschreibung stieß auf ein geteiltes Echo. «Warum macht ihr das?», wurde Maaß nach eigenen Angaben immer wieder ungläubig gefragt. «Dabei müsste man doch fragen, warum wir das erst jetzt gemacht haben», sagt der Generalsekretär. Den Blick will er jetzt aber wieder nach vorne richten: «Wir wollen unser Informations-Standbein weiter ausbauen, die Wissenschaft stärker einbeziehen und den Kulturdialog noch stärker fördern.»

Auf prominente Unterstützer kann das ifa dabei zählen. Zu den Botschaftern der Einrichtung gehören unter anderen Entertainer Harald Schmidt, der Künstler Günther Uecker und der Unternehmer Arend Oetker. Präsidentin des ifa ist die ehemalige Staatsministerin im Auswärtigen Amt für europäische Angelegenheiten, Ursula Seiler-Albring, die im Mai 2006 die Nachfolge von Alois Graf von Waldburg-Zeil antrat. Zum Jubiläums-Festakt wollte ursprünglich sogar Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) persönlich erscheinen. Wegen eines Treffens mit US-Außenministerin Condoleezza Rice musste er jedoch absagen.

Tanja Wolter