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Mehr als 900 Intellektuelle, Künstler und Wissenschaftler aus 21 Ländern haben bislang den Appell der «Aktion für mehr Demokratie» gegen einen drohenden Krieg in Irak unterschrieben. «Buchstäblich in letzter Minute erheben wir unsere Stimme noch einmal», sagte Initiator Klaus Staeck am Montag in Berlin.
Berlin (ddp). Er fügte hinzu: «So lange der Krieg nicht begonnen hat, werden wir unsere Möglichkeiten dagegen setzen.» Die Regierungen dürften nichts unversucht lassen, um den drohenden Krieg doch noch abzuwenden.Durch einen Krieg würden «in erster Linie die Vereinten Nationen geschwächt, wenn nicht gar bedeutungslos», warnte Staeck, der vor allem durch seine politischen Plakate bekannt geworden ist. Zugleich betonte er: «Wir haben einen Konflikt mit der Bush-Regierung, nicht mit den Amerikanern.»
Auch Mitunterzeichner Ivan Nagel sagte, er verstehe sich «als Proamerikaner». Zwei Mal habe er sein Leben Amerika zu danken - während der Nazizeit und nach der Flucht aus dem kommunistischen Ungarn. Aber er habe Sorge, «dass dieses reichste Land der Welt verdummt und die Demokratie nicht mehr ausüben kann», betonte der Theatermann. Die Vorstellung, dass auf einen Krieg eine unabsehbare Reihe von Terroranschlägen - auch in den USA - folgen werde, mache ihm Angst, «auch für das Leben der kommenden Generationen», sagte Nagel.
Der Theater- und Filmregisseur Andreas Dresen wandte sich gegen die Diskreditierung von Menschen, die gegen den Krieg auf die Straße gehen. «Sie gebrauchen ihren gesunden Menschenverstand, und viele leise Stimmen können auch einen gewaltigen Chor formieren», sagte der Filmemacher und fügte hinzu: «Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche.»
Die Pariser Autorin Noelle Chatelet verteidigte das gemeinsame Handeln Frankreichs und Deutschlands. «Das \'alte Europa\' hat den Krieg kennen gelernt», sagte sie. «Das ist der Grund dafür, dass wir das nicht wiederholen wollen. Wir sind stolz, das alte, das versöhnte Europa zu sein.»
Staeck wies darauf hin, dass unter den Unterzeichnern der Erklärung auch über 130 Mitglieder der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg sind. Deren Präsident, der Schriftsteller György Konrad, hatte einen Krieg befürwortet. «Das ist nicht die Meinung der Akademie», betonte Staeck.
Zu den Unterzeichnern der Erklärung gehören die Autoren Volker Braun, Peter Härtling, Christoph Hein und Günter Grass, die Theaterintendanten Frank Baumbauer, Roberto Ciulli und Peter Sodann, die Regisseure Jürgen Flimm, Achim Freyer und Peter Konwitschny, die Filmemacher Frank Beyer, Volker Koepp, Edgar Reitz und Margarete von Trotta. Auch Schauspieler wie Heinz Bennent, Senta Berger, Hannelore Elsner und Ulrich Mühe, Musiker wie Albert Mangelsdorff, Marius Müller-Westernhagen und Wolfgang Niedecken sowie Künstler wie Christian Boltanski, Jochen Gerz, Jörg Immendorf und A. R. Penck haben unterschrieben.
Die «Aktion für mehr Demokratie» wurde von Klaus Staeck und dem Autor Johano Strasser ins Leben gerufen. Sie verstehe sich als «Bürgerinitiative im klassischen Sinn» und engagiere sich immer dann, wenn «Demokratie in Gefahr ist», sagte Staeck.
http://www.staeck.de