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Füssen: Musical-Unternehmen hat neue Betreiber +++ Köln: Bühnenverein kritisiert Sparpläne des Auswärtigen Amtes +++ Schwedt: Schwedter Modell macht in der Theaterszene Furore
Füssen: Musical-Unternehmen hat neue Betreiber
Mit der erfolgten Vertragsunterzeichnung hat das König-Ludwig-Musical in Füssen seit gestern (8.3.) neue Betreiber. Im Oktober 2003 hatte das Musical mit einer Schuldenlast von rund 24 Millionen Euro Insolvenz angemeldet.
Die neuen Gesellschafter wollen im kommenden Herbst anstelle des von über 1,5 Millionen Gästen besuchten Musicals "Ludwig II. - Sehnsucht nach dem Paradies" ein anderes Stück über den "Märchenkönig" auf die Bühne bringen. Die bisherige künstlerische Leitung um Ex-Intendant Stephan Barbarino sei an diesem Projekt nicht beteiligt. Allen 330 Mitarbeitern wurde gekündigt. Liebler zufolge ist das Insolvenzverfahren mit dem Kauf jedoch noch nicht beendet. Es stünden noch «Restabwicklungsarbeiten» an. Die gute Nachricht für die ehemaligen Mitarbeiter: Die neuen Investoren wollen nach Möglichkeit auf sie zurückgreifen.
Die Höhe des Kaufpreises sollen sich in Vier-Millionen-Euro-Bereich bewegen, die Schulden wurden vom neuen Betreiber nicht übernommen. Nach den Angaben des Insolvenzverwalters Marco Liebler gehören zu den neuen Betreibern die Gräfinnen Anna-Maria und Christina von Pocci aus Schwangau, die Kemptener Unternehmerfamilie Döbler und die Firma "A.I.D.A." aus Wiesbaden. Das Grundstück am Ufer des Forggensees, auf dem das Theater im Jahre 2000 errichtet wurde, bleibt im Besitz des Freistaats und soll von den neuen Hausherrn weiter in Erbpacht genutzt werden.
1996 wurde die Idee zu dem Festspielhaus am Forggensee - gegenüber den Königsschlössern Neuschwanstein und Hohenschwangau - geboren. Im April 2000 hatte das Musical "Ludwig II. - Sehnsucht nach dem Paradies" dort Premiere.
Quellen: Tiroler Tageszeitung, BR online, ddp
Köln: Bühnenverein kritisiert Sparpläne des Auswärtigen Amtes
Köln (ddp). Die Kritik an den angekündigten Sparmaßnahmen des Auswärtigen Amtes bei der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik reißt nicht ab. Die Umsetzung der geplanten Kürzungen wäre für die erfolgreiche auswärtige Kulturpolitik der letzten Jahrzehnte ein «schwerer Rückschlag», betonte der Deutsche Bühnenverein am Montag in Köln. Seit der Nachkriegszeit leisteten Goethe-Institute und andere deutsche Bildungsinstitutionen einen wichtigen Beitrag für das Ansehen Deutschlands im Ausland.
Aus Sicht der Theater und Orchester wären die Kürzungspläne auf internationaler Ebene ein fatales Signal. «Viele Gastspiele deutscher Theater und Orchester sind im Ausland nur möglich mit den Finanzmitteln des Auswärtigen Amtes sowie durch Unterstützung der Goethe-Institute. Das darf durch unüberlegte Sparbeschlüsse nicht aufs Spiel gesetzt werden», sagte der Direktor des Bühnenvereins, Rolf Bolwin.
Gegen die Kürzungen hatten sich bereits der Deutsche Kulturrat, das Goethe-Institut, die Alexander-von-Humboldt-Stiftung, der Deutsche Akademische Austauschdienst und das Institut für Auslandsbeziehungen in scharfer Form ausgesprochen.
Schwedt: Schwedter Modell macht in der Theaterszene Furore
Schwedt (ddp-lbg). Manche Experten nennen es verächtlich einen Bauchladen, andere sprechen ehrfurchtsvoll vom Schwedter Modell: Die Struktur der Uckermärkischen Bühnen Schwedt (ubs) gilt mittlerweile in Brandenburg als Überlebensmöglichkeit von Theatern in kleinen Städten angesichts immer leerer werdender Kassen. Kulturhaus mit zahlreichen eingekauften Veranstaltungen einerseits, Theater mit festem Ensemble andererseits - mit diesem Doppelcharakter hat Intendant Reinhard Simon in den vergangenen Jahren ein großes Publikum an das Haus gebunden, das er nur mit reinem Theater nicht erreicht hätte. Die Besucherzahlen können sich sehen lassen und der wirtschaftliche Erfolg ist unbestritten: Die ubs gehören zu den Theatern mit dem geringsten staatlichen Zuschuss pro verkaufter Karte in Deutschland.
Am Ostersamstag starten die ubs zum dritten Mal ihren Faust-Marathon, ein ganztägiges Theaterereignis. «Faust auf Faust» nennt das Schwedter Theater die Doppelaufführung von Goethes «Faust I» und «Faust II». Gekoppelt werden die Theateraufführungen in diesem Jahr mit einer Faust-Ausstellung, die von dem Präsidenten der internationalen Faustgesellschaft Bernd Mahl am 11. März im Foyer der ubs eröffnet wird.