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Aktuelle Meldungen zur designierten Kulturstaatsministerin

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Christina Weiss kritisiert Abflachung der Kultur +++ Kulturpolitische Gesellschaft will Kompetenzen bei Weiss bündeln +++ ver.di: Weiss ist «erste Wahl» - Stromberg würdigt Kultursachverstand

Christina Weiss kritisiert Abflachung der Kultur
Kaum zur neuen Kulturstaatsministerin auserwählt, äußert sich Christina Weiss im Berliner "Tagesspiegel" zur Bagatellisierung und Banalisierung der Kultur. «Ich erachte diese Entwicklung für eine Katastrophe», sagte die parteilose Politikerin. In fast allen deutschen Städten sei zu beobachten, dass die Kulturpolitik, die ernsthaft an der Förderung der neuen Künste und Künstler arbeiten sollte, «immer mehr durch eine Politik ersetzt wird, die mit Hilfe von Events die touristische Attraktivität der Stadt steigert». Theater zum Beispiel sei kein Event.
Mit der Vorliebe für die zeitgenössische Kunst steht Weiss in der Nachfolge ihres Vorgängers Julian Nida-Rümelin (SPD). Was sie kritisiere, seien auch Erscheinungen wie die «drei, sieben oder zehn Tenöre, die Light-Version der Oper, das zerstört die Wahrnehmung der Oper». Es gebe Kulturkonsum, der so an der glatten Oberfläche bleibe, dass er den Zugang zum eigenen Nachdenken verstopfe. Das sei «Pseudobefriedigung, ein Abspeisen auf die Schnelle an der Oberfläche», meinte Weiss.
«Das größte Schreckensbild ist für mich eine Gesellschaft, die nur noch oberflächlich lebt, mit geringer Bildung und Kultur», sagte die Kulturpolitikerin.
Viel wichtiger als das zur Verfügung stehende Geld sei das geistige Klima. «Für eine Gesellschaft, die zu dumm geworden ist, ins Museum zu gehen, gibt es keine Überlebenschance.» Weiss sagte, sie habe ein «echtes Suchtproblem: Ich lese unendlich viel und kann nicht aufhören, Bücher zu kaufen».
http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/08.10.2002/248972.asp

Kulturpolitische Gesellschaft will Kompetenzen bei Weiss bündeln
Bonn (ddp). Für eine Bündelung der kulturpolitischen Kompetenzen bei der neuen Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) plädiert die Kulturpolitische Gesellschaft (KuPoGe). Die Trennung von Innen- und Außenkulturpolitik sei «immer weniger plausibel», sagte der Präsident der Gesellschaft, Oliver Scheytt, am Dienstag in Bonn.
Deshalb sei er «für eine programmatische und institutionelle Verzahnung dieser Bereiche». Selbst wenn die auswärtige Kulturpolitik organisatorisch beim Auswärtigen Amt verbleibe, sei «zu bedenken, die Staatsministerin mit der Außenvertretung und der Koorodinierung der Aktivitäten innerhalb der Bundesregierung zu betrauen».
Bei den Koalitionsverhandlungen sollte am Mittwoch über den Kulturbereich gesprochen werden. Scheytt forderte in diesem Zusammenhang die Verantwortlichen auf, Strukturen zu schaffen, die eine «effektive Koordinierung der Kulturpolitik des Bundes gewährleisten».
Zur KuPoGe, einer bundesweiten Vereinigung, gehören nach Angaben der Gesellschaft 1500 Kulturpoltiker und an Kulturpolitik interessierte Menschen.
(www.kupoge.de)

ver.di: Weiss ist «erste Wahl» - Stromberg würdigt Kultursachverstand
Berlin (ddp). Für die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ist die bevorstehende Berufung von Christina Weiss (parteilos) zur Kulturstaatsministerin «erste Wahl für die Kultur». Weiss habe in ihrer Amtszeit als Hamburger Kultursenatorin von 1991 bis 2001 bewiesen, dass auch unter schwierigen Rahmenbedingungen «Entwicklungschancen für die Künste realisierbar sind», sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Frank Werneke am Dienstag in Berlin. Eine der wesentlichen Aufgaben auch auf Bundesebene sei es, die Kulturfinanzierung dauerhaft zu sichern.
Tom Stromberg, der von Weiss als Intendant ans Hamburger Schauspielhaus geholt worden war, sprach von «Schröders bester Idee in Sachen Kultur». Weiss sei für dieses höchste Kulturamt «prädestiniert», sagte Stromberg der Nachrichtenagentur ddp in Hamburg. «Es war für mich immer ein Fest, mit ihr zusammenzuarbeiten, denn sie gehört zu den wenigen Menschen, die kulturellen Sachverstand mit politischer Sensibilität zu verbinden wissen», fügte Stromberg hinzu.