Body
Saar-SPD-Chef Heiko Maas fordert eine Neuordnung der Kulturpolitik Im Saarland. Er regte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur ddp in Saarbrücken an, einen Kulturbeauftragten einzusetzen, der nicht dem Kabinett angehört.
Saarbrücken (ddp-swe). Da in diesem Feld «alles schief» laufe, müsse die Landesregierung Bildungs- und Kulturminister Jürgen Schreier (CDU) die Zuständigkeit für Kultur entziehen, argumentierte Maas. Er könne sich vorstellen, den Posten des ehrenamtlichen Kulturberaters neu zu besetzen, den derzeit Michel Friedman innehat. Die Position müsse dann mit weiteren Kompetenzen ausgestattet werden.Die Bilanz von Schreier nannte Maas «ein einziges Fiasko». Die Neuordnung der Museen komme nicht voran, das Zeitungsmuseum sei nicht aufgebaut, bei der Entwicklung der Industriekultur sei «keine Konzeption erkennbar». Personell gebe es ebenfalls nur «Querelen». Als Beispiele nannte er den Rauswurf von Saarland-Museumsleiter Ernst Güse, die Absage von Moritz Wullen als dessen Nachfolger und die Auflösung der «Stabsstelle Kultur» in der Staatskanzlei.
Die saarländischen Museen sollen neu geordnet werden. Einem vorliegendem Konzept nach sollen aus den bislang sechs Museen zwei entstehen: auf der einen Saarseite Saarbrückens ein Kunstmuseum, gegenüber ein regionalgeschichtliches Museum. Außerdem sollen archäologische Kostbarkeiten wieder verstärkt an ihren Fundorten gezeigt werden.
Dieser Plan des ehemaligen Generaldirektors der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin, Wolf-Dieter Dube, liegt seit über anderthalb Jahren auf dem Tisch, ordentlich zu einer Broschüre gebunden. Die erste Voraussetzung für die Umsetzung wurde auch erfüllt. Die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz wurde umstrukturiert. Die Direktoren der beteiligten historischen Museen haben sich auch schon Gedanken gemacht und ein detailliertes Konzept vorgelegt, wie rund um das Saarbrücker Schloss ein spannender Rundgang durch die Geschichte inszeniert werden könnte. Dieser würde die originale Bausubstanz wie die Kasematten oder die Folterzelle der Gestapo im Schloss einbeziehen.
Doch die Umsetzung kommt nicht voran. Eines der Probleme: Das «Historische Museum Saar» am Schloss, das integriert werden muss, wird nicht getragen von der landeseigenen Stiftung Saarländischer Kulturbesitz sondern vom Stadtverband Saarbrücken. Und Kulturminister Jürgen Schreier (CDU) und Stadtverbandspräsident Michael Burkert (SPD) können sich nicht einigen, wer künftig was bezahlt und worüber mitbestimmen darf.
Völlig konzeptionslos ist die Zukunft des «Deutschen Zeitungsmuseums». Minister Schreier stoppte einen Aufbau in der Gemeinde Wadgassen. Die Fachleute überzeugten den Minister aber schließlich, dass eine völlige Einbindung in das geplante regionalgeschichtliche Museum nicht möglich ist. Museumsgründer Martin Welke geht nun im Zorn nach Mainz ans Gutenbergmuseum, seine bundesweit einmalige pressegeschichtliche Sammlung wird vermutlich aufgeteilt zwischen dem neuen Geschichtsmuseum, der Siebenpfeifferstiftung in Homburg und dem «Haus für Technik und Kommunikation» in Wadgassen.