Body
Mainz/Regensburg (ddp-bay). Regensburg ist nach Ansicht der «Kulturzeit»-Redaktion des Fernsehsenders 3sat nicht als Europäische Kulturhauptstadt 2010 geeignet. «Regensburg hat eine hohe Lebensqualität, setzt aber bei den Ideen und Projekten in unseren Augen zu sehr auf die Vergangenheit», sagte die verantwortliche Redakteurin Eva Hassel von Pock am Donnerstag im Bayerischen Rundfunk.
Die Donaustadt beschäftige sich zu sehr mit dem Rückblick, «statt Experimente zu wagen und bewusst Reibungsflächen zu bieten», fügte sie hinzu. Eine europäische Kulturhauptstadt müsse eher «ein Labor als eine Bühne für Europa» sein. Auf die Frage «Wo kommen wir in Europa her?» habe die Stadt viele Antworten. Zu wenig aber werde gefragt: «Wohin gehen wir?»Die Bewerbungsmacher setzten vor allem auf die mittelalterliche Altstadt mit ihrer historischen Architektur. «Statt Visionen und Aufbruchsprojekte für Europa zu entwickeln, klammert man sich an Begriffe wie Region und Heimat», heißt es in einer Pressemitteilung des Senders.
In ihrer Bewerbung kreise die Stadt vor allem um sich selbst. Weder mit den weltweit bekannten Domspatzen noch mit den renommierten «Tagen alter Musik» und dem Kunstforum Ostdeutscher Galerie kämen die Bewerbungsmacher gegen diesen Eindruck an. Auch an der für 2010 geplanten großen Albrecht-Altdorfer-Ausstellung und dem Museum für Geräte des 18. Jahrhunderts werde die überwiegend historische Orientierung deutlich. Der letzte Beitrag in der Reihe «Kultur-TÜV 2010», in der alle zehn deutschen Bewerberstädte um den Titel als Europäische Kulturhauptstadt auf den Prüfstand gestellt wurden, ist am Freitag um 19.20 Uhr zu sehen.
Zu den Beurteilungskriterien zählt nach Angaben der «Kulturzeit»-Redaktion neben der Innovation des Bewerbungskonzepts und dessen europäischer Dimension die Frage nach der Nachhaltigkeit der Projekte sowie die überregionale Resonanz des bestehenden Kulturangebots sowie die Schwerpunkte in der Kulturförderung. Die «Kultur-TÜV 2010»-Plakette erhielten bisher nur Görlitz, Bremen, Braunschweig und Potsdam. Durchgefallen sind bei «Kulturzeit» neben Regensburg auch Karlsruhe, Kassel, Lübeck, Halle und Essen. Deutschland wird neben Ungarn eine der zwei Kulturhauptstädte Europas 2010 stellen. Dafür kann die Bundesrepublik eine oder mehrere Städte vorschlagen. Regensburg war aus dem bayerischen Städtewettstreit mit Bamberg und Augsburg als der Kandidat mit den besten Chancen auf Bundesebene hervorgegangen.