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Aus für Kabarettfestival in Bernburg

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Im sachsen-anhaltinischen Bernburg wird es künftig kein Kabarettfestival mehr geben. Nach sechs Jahren hat sich die Bundesvereinigung Kabarett mit klarer Mehrheit ihrer Mitglieder für diesen Schritt entschieden.

Bernburg (ddp). Auslöser für das Votum sei ein gestörtes Verhältnis zur Stadtverwaltung, sagte Vorsitzender Matthias Schwarzmüller am Sonntag. Die Entscheidung fiel am Ende des 14. Festivals der Vereinigung, das es auf mehr als 3000 Besucher brachte.
Die Kommune habe sich nicht für die Interessen der so genannten Bernburger Sammlung zur Kabarettgeschichte der DDR eingesetzt, erklärte Schwarzmüller. Die Sammlung war der Stadt Anfang des Jahres übergeben worden, um als Stiftungkapital Bernburgs in die Stiftung Deutsches Kabarettarchiv Mainz überzugehen.

Mit der Übereignung brachen fast alle Kontakte ab, die personelle Besetzung des Archivars erfolgte ohne Mitwirkung der Bundesvereinigung. Die sieht sich jetzt getäuscht. Das Wort von einer «feindlichen Übernahme» machte am Wochenende die Runde. Künftig sollen nun die Festivals in Magdeburg oder Potsdam stattfinden. Eine Entscheidung über den genauen Ort fällt bis zum Jahresende.

In die Bernburger Sammlung waren drei umfangreiche Privatarchive eingegangen. Sie enthielten unter anderem das komplette Material des Kabaretts «Funke» der FDGB-Gewerkschaftshochschule in Bernau. Alle Dokumente zu kabarettistischen Leistungsvergleichen der DDR-Arbeiterfestspiele sind ebenfalls in der Saalestadt deponiert. Wertvolle historische Rückschlüsse auf den Einfluss des Staates auf die Kunst ermöglichen die Zeitzeugnisse des 1961 verbotenen Leipziger Kabaretts «Rat der Spötter», dem auch der Hallenser Schauspieler Peter Sodann und der Schriftsteller Ernst Röhl angehörten.