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Berliner Symphoniker als gemeinnützige GmbH

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Raus aus der Krise - Berliner Symphoniker werden Unternehmer - Finanzkräftiger Sponsor gesucht

Berlin (ddp-bln). Die insolventen Berliner Symphoniker wagen den Sprung in die Privatwirtschaft. Ab sofort ist das ehemals städtische Orchester als gemeinnützige GmbH organisiert, wie Insolvenzverwalter Christian Köhler-Ma am Donnerstag in Berlin sagte. Durch Kostensenkung, Sponsoring und «sehr viel mehr» Konzerte als in der Vergangenheit solle der Spielbetrieb mit den bisherigen Musikern fortgeführt werden.

«Wir sind überzeugt, dass wir als erstes Orchester in Deutschland die Privatisierung schaffen», fügte der neue Geschäftsführer Andreas Moritz hinzu. Das Orchester wolle sich nie wieder als Subventionsempfänger einem haushaltspolitischen «Eiertanz» aussetzen.

Seit 1966 hatte die Stadt Berlin laut Köhler-Ma rund 80 Prozent der Kosten des Orchesters getragen. Nach Streichung der gesamten Zuschüsse von zuletzt 3,3 Millionen Euro jährlich musste das Ensemble Anfang September Insolvenz anmelden. Am Mittwoch wurde das Insolvenzverfahren eröffnet.

Die Überführung der Symphoniker vom Verein in ein Unternehmen solle anderen, von der Schließung bedrohten Kulturinstitutionen ein Vorbild sein, sagte Moritz. «Das ist eine Riesenchance, ein Exempel zu statuieren.»

Für den Rest der laufenden Spielzeit bis Ende August 2005 klafft im Budget den Angaben zufolge nur noch eine Lücke von 300 000 Euro. Moritz zeigte sich optimistisch, das Geld durch Spenden und Sponsoring hereinzukommen. Rund 7000 bekannte Unterstützer des Orchesters seien bereits angeschrieben worden. Im Vordergrund stehe zunächst aber die Suche nach einem «Major Partner», der das Orchester auf Dauer unterstütze. Einzelne Konzerte könnten künftig zudem von Firmen wie Douglas oder McDonalds präsentiert werden, sagte Moritz.

Der Geschäftsführer, der bisher Mitglied im Vorstand des 55-köpfigen Orchesters war, verspricht «musikalische Kontinuität». Sämtliche Musiker seien jetzt arbeitslos und erhielten lediglich Honorare für die gespielten Konzerte. Spätestens zum Beginn der nächsten Spielzeit im September 2005 sollten jedoch wieder Arbeitsverträge geschlossen werden.

Die noch immer schwebende Klage gegen den Berliner Senat werde voraussichtlich wegen mangelnder Erfolgsaussichten zurückgezogen, sagte Köhler-Ma an. Ende Juni war das Orchester vor dem Verwaltungsgericht mit dem Eilantrag gescheitert, für die Haushaltsjahre bis 2006 weiter Zuwendungen vom Land Berlin zu erhalten.

Derweil plant der Klangkörper, der seit Jahrzehnten in der Berliner Philharmonie und im Konzerthaus spielt, weit voraus und will sich verstärkt im Ausland engagieren. Für 2006 seien bereits jeweils dreiwöchige Tourneen durch Japan und England gebucht, sagte Moritz.

(Spendenkonto der Berliner Symphoniker: Berliner Bank, Bankleitzahl 100 200 00, Konto 1722 132 301)

http://www.berliner-symphoniker.de