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Berliner Symphoniker gerettet?

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Hoffnungsschimmer - Gehaltsverzicht zu Gunsten der Symphoniker - Rot-Rot und Grüne sehen Chance zum Erhalt des Orchesters

Berlin (ddp-bln). Für die vom Aus bedrohten Berliner Symphoniker gibt es wieder einen Hoffnungsschimmer. Mit den Orchestern der drei Opernhäuser und dem Berliner Sinfonie-Orchester wurde eine Tarifeinigung über einen Gehaltsverzicht zu Gunsten des renommierten Klangkörpers erreicht. Diese Solidarleistung erbringt einen jährlichen Betrag von 1,2 Millionen Euro. Obwohl das nur einem Drittel der notwendigen Gesamtsumme entspricht, sehen die Kulturexperten von SPD, PDS und Grünen darin eine Chance zur Rettung des renommierten Klangkörpers.

Die endgültige Entscheidung liege nun beim Parlament, sagte am Donnerstag Kultursenator Thomas Flierl (PDS). Die Vereinbarung, die im Kern der Einigung für den öffentlichen Dienst entspricht, sieht für die Mitglieder der beteiligten Orchester nach einer Tariferhöhung von 4,4 Prozent eine Gehaltsabsenkung um neun Prozent vor. Zugleich soll ein Freizeitausgleich von zusätzlich sieben Tagen pro Jahr gewährt werden. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis 2009 ausgeschlossen. Bis dahin wäre auch der Erhalt der Symphoniker gesichert.

Der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses hatte Flierl beauftragt, im Interesse der Rettung der Symphoniker das Angebot der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) zu sondieren. Die volle Ausschöpfung der von ihr offerierten Gehaltsabsenkung um zwölf Prozent sei nicht möglich gewesen, weil die Gewerkschaft dafür im Gegenzug einen Freizeitausgleich von 14 Tagen verlangt habe, sagte der Kultursenator. Dies hätte zu unverantwortbaren Produktionsausfällen und Einnahmeverlusten der beteiligten Häuser geführt.

Die Kulturexperten von SPD und PDS, Brigitte Lange und Wolfgang Brauer, sehen in der Einigung eine Chance zur Rettung der Symphoniker. Zugleich räumten sie ein, dass das Erbringen der noch fehlenden rund zwei Millionen Euro problematisch werde. Im Kulturetat gebe es keinen finanziellen Spielraum, sagte Lange. Auch Brauer hält es für «schwierig», aber «bei gutem Willen aller Beteiligten, also auch des Senats» nicht für ausgeschlossen.

Nach Darstellung von Grünen-Kulturexpertin Alice Ströver ist nach dem «beispielhaften Akt der Solidarität» Rot-Rot am Zuge. Das Geld für den Zuschuss sei vorhanden, indem die im Haushaltsentwurf 2004/2005 zu hoch veranschlagten Zinsausgaben an das tatsächliche Niveau angepasst würden.

Die Symphoniker danken den beteiligten Musikern für ihren Solidaritätsbeweis. Zugleich appellieren sie an alle Parlamentarier, «nunmehr Mittel und Wege zu finden, das Orchester dauerhaft zu sichern».

Christina Schultze