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Bonn (ddp). Der Generalintendant des Theaters Bonn, Klaus Weise, erwartet nach den Turbulenzen um die Sparmaßnahmen in seinem Haus nun wieder mehr Planungssicherheit.
Der Schwebezustand, «dass man nicht wusste, mit welchen Finanzen es 2008 weitergeht, hat natürlich für ein Klima von Verunsicherung und Angst gesorgt», sagte Weise der Nachrichtenagentur ddp. Die Mitarbeiter seien bereits in der Vergangenheit durch den Abbau von Arbeitsplätzen gebeutelt worden. «Wenn man dann irgendwann mal das Ergebnis der Diskussionen weiß, dann kann man mit dem nicht zufrieden sein, aber man weiß zumindest, woran man ist, und muss nicht nur spekulieren», betonte er.Er hoffe, dass dieser «chirurgische Einschnitt» nun Ruhe bringe. Vor dem Hintergrund der festgeschriebenen Finanzierung bis 2013 könne sein Haus jetzt planen. «Und das schafft eine gewisse Erleichterung», fügte er hinzu. «Natürlich werden wir uns bemühen, Qualität und Vielfalt beizubehalten», betonte der 55-Jährige.
Weise hatte kürzlich seinen Vertrag zum 1. August 2008 um fünf Jahre verlängert. Zugleich wurden nach heftigen Debatten über umstrittene Sparlisten der Bundesstadt umfangreiche strukturelle Änderungen beschlossen. Der städtische Zuschuss wird ab 2008 bei 27 Millionen Euro jährlich liegen, 2,7 Millionen Euro weniger als bisher. 56,5 Stellen fallen weg, das Choreographische Theater von Johann Kresnik und die Bonner Biennale werden eingestellt.
Weise bedauerte dies. Er finde, dass in eine Stadt wie Bonn ein Drei-Sparten-Haus gehöre. Andere Städte dieser Größenordnung könnten sich das auch erlauben.
ddp-Interview mit dem Bonner Generalintendanten KJlaus Weise
Bonn (ddp-nrw).
ddp: Gehen Sie davon aus, dass sie das Bonner Theater nach den Turbulenzen aufgrund der Sparnöte und der Vorgaben der Politik in den nächsten fünf Jahren in ein ruhigeres Fahrwasser steuern können?
Weise: Davon bin ich überzeugt, denn der Schwebezustand, dass man nicht wusste, mit welchen Finanzen es 2008 weitergeht, hat natürlich für ein Klima von Verunsicherung und Angst gesorgt. Die Mitarbeiter waren bereits in der Vergangenheit gebeutelt durch den Abbau von Arbeitsplätzen. Wenn man dann irgendwann mal das Ergebnis der Diskussionen weiß, dann kann man mit dem nicht zufrieden sein, aber man weiß zumindest, woran man ist, und muss nicht nur spekulieren. Ich hoffe, dass dieser chirurgische Einschnitt Ruhe bringt. Vor dem Hintergrund der festgeschriebenen Finanzierung bis 2013 können wir nun auch planen. Und das schafft eine gewisse Erleichterung. Natürlich werden wir uns bemühen, Qualität und Vielfalt beizubehalten.
ddp: Im Zuge der Umstrukturierung wurde ja das Aus für das Choreographische Theater von Johann Kresnik beschlossen. Fällt Ihnen der Abschied schwer?
Weise: Ja, der fällt mir sehr schwer, weil ich Kresnik ja 2003 von Berlin nach Bonn geholt habe. Und weil er eine dezidierte ästhetische und politische Handschrift hat. Aber die Lage in Bonn ist relativ kompliziert, er hat sich bei der Mehrheit des Publikums nicht durchgesetzt. Daher waren unsere Argumente relativ schwach, wenn wir gesagt haben, wir können das Tanztheater auf keinen Fall opfern. Wobei ich das bedauere. Ich finde, dass in eine Stadt wie Bonn ein Drei-Sparten-Haus gehört. Andere Städte dieser Größenordnung können sich das auch erlauben.
ddp: Statt eines festen Tanzensembles soll es künftig mehr Gastspiele
und eine Kooperation mit Nachbarstädten geben. Können Sie dazu schon
Konkreteres sagen?
Weise: Es gibt Überlegungen, die mir diesmal ernster als früher zu sein scheinen, eine gemeinsame Tanz-Compagnie zwischen Köln und Bonn zu gründen. Da hat wohl auch das Land NRW signalisiert, sich finanziell an diesem Modell zu beteiligen. Wir beabsichtigen, Tanzgastspiele einzukaufen. Aber das ersetzt keine feste Compagnie. Außerdem stellt sich die Frage: Woher sollen diese Gastspiele kommen, wenn man überall die Etats der Compagnien kürzt oder sie schließt?
ddp: Für September 2007 haben sie die zeitgenössische Oper «Freax» von Moritz Eggert in der Regie von Christoph Schlingensief angekündigt. Es wäre die erste Bonner Uraufführung einer zeitgenössischen Oper im Großen Haus seit der Spielzeit 1994/95. Wollen Sie generell wieder mehr moderne Opern aufführen?
Weise: Als ich 2003 nach Bonn kam, habe ich betont, dass wir uns nicht nur aus dem Kanon von 400 Jahren Opernwerken bedienen können. Vielmehr muss die Oper auch ein zeitgenössisches Medium sein. Sonst sind wir irgendwann ein Museum und führen nur noch Werke der Vergangenheit auf. In der Reihe «bonne chance» stellen wir in einem kleineren Rahmen durchaus zeitgenössische Opern in Uraufführungen vor. Aber das tun wir bisher nicht in unserem Großen Haus mit 1000 Sitzen. Es war immer mein Plan, für das große Haus einen Stoff in Auftrag zu geben. Es braucht aber natürlich Zeit, bis man den entsprechenden Komponisten und Librettisten gefunden hat.
ddp: «Freax» wird also kein Einzelfall bleiben?
Weise: Wir sind in Gesprächen mit einem Komponisten über weitere Projekte. Da müssen wir prüfen, ob der Stoff, den wir vorschlagen, oder die Komposition geeignet ist fürs Große Haus. Das ist natürlich teuer, so dass wir das sicher nicht jedes Jahr hinkriegen. Da fehlen uns doch die Millionen, die wir in der Vergangenheit einsparen mussten.