Berlin - Der ungarische Schriftsteller, Historiker und Bürgerrechtler György Dalos beklagt bei osteuropäischen Intellektuellen einen Verlust an europäischem Geist. Durch das Ende der Teilung Europas sei sowohl das direkte Gespräch zwischen Ost und West als auch das zwischen Ost und Ost verlorengegangen, sagte er dem Rundfunksender Deutschlandradio Kultur am Mittwoch in Berlin.
Dalos, dem zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse am Mittwochabend der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung verliehen werden sollte, empfindet diese Entwicklung als «desillusionierend». «Aber vielleicht ist auch jede verwirklichte Idee etwas, das mit dem Verlust von Illusionen gepaart ist», sagte der in Berlin und Budapest lebende Autor. Das wiedervereinigte Deutschland sei etwas provinzieller geworden als das gespaltene, betonte Dalos. Die Spannung, miteinander zu reden und miteinander in Kontakt zu kommen, sei damals stärker gewesen als «dieses völlig natürliche Gefühl, dass wir zusammengehören», sagte er weiter.
(nmz-bl) – So ganz verloren gegangen ist der Gedankenaustausch in Europa nicht. Es gibt einige Erfolge, wenn auch kleine: Zum Beispiel die Sendung „++ contrapunkt ++ Dialog der Kulturen“ des Bayerischen Rundfunks und der nmz. Sie rückte seit 2002 in regelmäßigen Abständen zuerst das deutsch-deutsche Verhältnis und seit 2004 das neue Europa in den Mittelpunkt. Die Unterzeile »Europäischer Dialog« steht für den Anspruch, unsere Dialogfähigkeit unter Beweis zu stellen, und nicht dafür, im Konzert der europäischen Stimmen den Ton anzugeben.