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Dresden (ddp-lsc). Ungeachtet des steigenden Kostendrucks bei kulturellen Einrichtungen erhalten Arbeitslose an einigen mitteldeutschen Theatern so genannte Ein-Euro-Tickets. In Sachsen gibt es einer Umfrage zufolge die meisten Bühnen mit einem solchen Angebot, wie eine ddp-Umfrage ergab.
An Theatern in Dresden, Zittau und Görlitz erhalten Empfänger von Arbeitslosengeld II (ALG II) entsprechende verbilligte Eintrittskarten. Vergünstigungen gewähren auch Theater in Chemnitz und Leipzig. In Thüringen bietet das Deutsche Nationaltheater Weimar seit Mitte Februar Karten für einen Euro an. Bei Bühnen in Sachsen-Anhalt erhalten Arbeitslose vielerorts einen Nachlass auf den Eintrittspreis. Ein-Euro-Tickets gibt es dort jedoch bislang nicht.Das Staatsschauspiel Dresden verkauft Karten zu einem Euro für seine Aufsehen erregende Inszenierung «Die Weber» von Gerhart Hauptmann. Das Angebot gilt nur für dieses Stück und ist auf die laufende Spielzeit begrenzt. Auch am Gerhart-Hauptmann-Theater in Zittau steigt die Nachfrage nach Ein-Euro-Tickets, sagt Marketingleiterin Sylvia Landeck. Dafür würden Vorstellungen ausgewählt, für die es noch genügend Karten gibt. Sie werden jeweils montags für die laufende Woche festgelegt und kurzfristig bekannt gegeben. Allerdings müssten viele Betroffene eine Hemmschwelle überwinden, bis sie an der Theaterkasse ihren «Hartz-IV»-Nachweis vorlegen. «Wer zeigt schon gern, dass er arm ist», räumt Landeck ein. Das Zittauer Theater will die Ein-Euro-Tickets kontinuierlich anbieten und beobachten, wie sie angenommen werden. Das Theater Görlitz hat Karten zu einem Euro für ALG-II-Empfänger seit Anfang April im Angebot. Bisher wurde es allerdings nicht einmal genutzt, bedauert Marketingchefin Nikola Stadelmann. Die Tickets sind mit Nachweis an der Abendkasse erhältlich.
Die Semperoper in Dresden sucht noch nach einer einfachen Lösung, um Betroffenen der «Hartz-IV»-Reform entgegenzukommen. Es soll ihnen erspart werden, den vollständigen Bescheid der Arbeitsagentur an der Kasse vorlegen zu müssen. Besucher sollten ihre schwierige finanzielle Lage so diskret wie möglich belegen können, wie die Leiterin des Besucherdienstes, Rosemarie Fasbender, sagte - etwa mit einem speziellen Ausweis, der von der Agentur ausgestellt ist. Grundsätzlich gibt die Semperoper für ausgewählte Vorstellungen Karten zu einem Euro ab.
Bei den Theatern in Chemnitz ist die Einführung von Ein-Euro-Tickets diskutiert worden. Letztlich nahm die Leitung Abstand davon, da es bereits zahlreiche Ermäßigungen gibt. Das Leipziger Schauspiel richtet jeweils an einem Dienstag im Monat einen Theatertag ein, an dem die Karten auf allen Plätzen nur 5,55 Euro kosten. Das Angebot gilt ausschließlich für ALG-II-Empfänger, Inhaber des Leipziger Familienpasses oder andere Personen, die Anspruch auf Ermäßigung haben.
Beim Nationaltheater Weimar haben seit Einführung des Ein-Euro-Tickets fast 450 Besucher das Angebot genutzt, sagte Pressedramaturgin Susann Leine. Für nicht ausverkaufte Vorstellungen am Dienstag und Mittwoch erhalten auch auf Sozialgeld angewiesene Familien sowie Asylbewerber Karten zu einem Euro. Für die Sinfoniekonzerte der Staatskapelle Weimar sind ebenfalls solche Tickets zu haben. Bei den Bühnen in Sachsen-Anhalt werden Arbeitslosen und Bedürftigen zum Teil verbilligte Karten ab vier Euro angeboten.