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Die finanzielle Situation der Theater wird nach Einschätzung des Deutschen Bühnenvereins immer prekärer. "Die Lage der öffentlichen Hand, vor allem der Kommunen, macht uns zunehmend Sorgen", sagte der Vorstand und Geschäftsführende Direktor des Bühnenvereins, Rolf Bolwin.
Köln (ddp). Auf der einen Seite stünden "ständig steigende Lohnkosten". Andererseits sähen sich die Träger der Theater immer weniger in der Lage, diese finanziell aufzufangen, betonte Bolwin im Vorfeld des Welttheatertages am Mittwoch.Bisher habe man die steigenden Kosten durch "Rationalisierungsmaßnahmen" auffangen können. In den letzten fünf Jahren seien im Theaterbereich von 45 000 Arbeitsplätzen knapp 6000 abgebaut worden. "Viel mehr an Rationalisierungsmaßnahmen geht aber nicht mehr", mahnte Bolwin. Die Städte und Gemeinden müssten im Rahmen der jetzt anstehenden kommunalen Finanzreform mit ausreichend Geld ausgestattet werden, um die Theater erhalten zu können.
Bolwin forderte auch Sondervorschriften für die komplizierte Theaterarbeit, um diese zu entbürokratisieren. "So haben wir zum Beispiel immer wieder große Probleme mit der Erteilung von Aufenthaltsgenehmigungen von Künstlern, und auch das Steuerrecht und das Arbeitsrecht werden immer unpraktikabler", kritisierte Bolwin.
Er mahnte zugleich theaterspezifische Tarifverträge für das nicht-künstlerische Personal an. Spielräume, die der Bühnenverein in den Tarifverträgen der Künstler mit den Gewerkschaften etwa für die Arbeitszeit und für die Vergütung vereinbart habe, brauchten die Theater auch bei den Bühnenarbeitern und Bühnenhandwerkern. Gleichzeitig forderte Bolwin die Theater auf, die vorhandenen Regelungen auszunutzen. Das helfe mehr, als das "ständige Wehklagen" über die Tarifverträge.
Zu der Lage der Kultur in Berlin nach den angekündigten Einsparungen äußerte sich Bolwin abwartend. Die Koalition in der Hauptstadt habe gerade erst getagt. Jetzt müssten Perspektiven entwickelt werden, wie es weitergehe. Einschnitte in das Kulturleben, wie jetzt wieder mit der Schließung von Hansatheater und Schlossparktheater, schadeten jedenfalls dem internationalen Ansehen Berlins.
Der Deutsche Bühnenverein ist der Bundesverband Deutscher Theater und vereinigt rund 430 Mitglieder unter seinem Dach: Die Stadt- und Staatstheater einschließlich aller Opernhäuser, die Landesbühnen, zahlreiche Privattheater, die Kulturorchester, die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sowie die Intendanten als persönliche Mitglieder.