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Stuttgart (dpa) - Der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Klaus Zehelein, hat Forderungen aus der Wirtschaft nach einer Neuausrichtung der Theatersubventionen zurückgewiesen. «Kosten deckend kann Kunst nie sein», sagte Zehelein in einem dpa-Gespräch in Stuttgart.
Er verwahrte sich gegen einen Vorschlag des Deutschen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Subventionen auf Theaterkarten umzulegen, um mehr Menschen ins Theater zu locken. «Wenn wir das Geld nicht mehr für die inhaltliche Arbeit und die Produktionen bekommen, können wir die Theater schließen», sagte er.
«Wer vorschlägt, den einzelnen Theaterbesucher zu fördern und nicht mehr das Theater, kann sich mit öffentlicher Kulturfinanzierung nicht ernsthaft befasst haben», sagte er. Kunst dürfe sich nicht ökonomischen Zwängen unterwerfen. Zehelein betonte, dass Kultur keineswegs nur Besserverdienenden gehöre. Die Mehrheit der Theater in Deutschland biete bezahlbare Eintrittskarten - oft auch zum Preis einer Kinokarte. Es gebe eine Vielzahl Ermäßigungen für Schüler, Studenten und Wehrdienstleistende. Die Kulturtempel müssten die Menschen in erster Linie mit guten Programmen anlocken und nicht mit billigen Karten.
Über den Kartenverkauf würden die deutschen Bühnen nur 16 bis 18 Prozent ihrer Ausgaben decken können, der Großteil komme über öffentliche Subventionen herein. «Es kann nicht darum gehen, mit Kultur so viel Geld wie möglich einzuspielen», sagte Zehelein, der auch Intendant der Stuttgarter Staatsoper ist. Die Intendanten müssten zwar sorgsam mit den Subventionen umgehen, dürften sich dabei aber nicht nur von Quoten leiten lassen. Öffentliche Kulturförderung ermögliche, dass die Menschen sich mit Kunst auseinander setzen können. Angesichts der «Sinnkrise in der Gesellschaft» sei dies heute wichtiger denn je.
IW-Geschäftsführer Rolf Kroker hatte am Wochenende statt einer Objektförderung, bei der das Geld den einzelnen Theatern gegeben wird, eine «Subjektförderung» für die Menschen, die bedürftig sind, gefordert. Nach seiner Darstellung beträgt der Kostendeckungsgrad bei Theatern derzeit rund 16 Prozent und sei damit sehr niedrig. Die öffentlichen Kassen steuerten gut zwei Milliarden Euro für die Subvention von Theatern bei. Bei den jetzt anstehenden generellen Kürzungen von Subventionen solle die Kultur nicht von vornherein ausgeschlossen werden, hatte Kroker gesagt.
s. auch: http://www.nmz.de/kiz/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid…