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Bühnenverein zur Zwangsarbeit in den deutschen Theatern im Dritten Reich

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Die Umfrage des Deutschen Bühnenvereins über die Beschäftigung von Zwangsarbeitern während des Dritten Reiches bei 144 deutschen Theatern wurde jetzt ausgewertet. Dazu meldet der Deutsche Bühnenverein die Ergebnisse.

Der Deutsche Bühnenverein hat, wie im Frühjahr 2001 angekündigt, im Laufe des vergangenen Jahres bei seinen Mitgliedsbühnen eine Umfrage durchgeführt, um zu ermitteln, inwieweit an diesen Bühnen während des Dritten Reiches Zwangsarbeiter beschäftigt waren. Von den 144 angeschriebenen Theatern hatten bis zum Ende des Jahres 2001 137 Theater geantwortet. Die Informationslage in den einzelnen Theatern ist sehr unterschiedlich. Teilweise sind den Theatern die Fälle der Zwangsarbeit bekannt, teilweise müssen sie noch recherchiert werden, teilweise ist wegen der Vernichtung der Unterlagen im zweiten Weltkrieg eine genaue Ermittlung von Art und Umfang der Zwangsarbeit nicht mehr möglich. 173 Zwangsarbeiterfälle konnten bisher definitiv festgestellt werden. In der Regel waren die Zwangsarbeiter als Hilfskräfte etwa im Transportwesen, als Bühnenarbeiter, als Friseure, als Bühnenmaler und in ähnlichen Berufen beschäftigt. In Einzelfällen wurden Zwangsarbeiter auch im künstlerischen Bereich, also als Schauspieler oder Tänzer eingesetzt. Die Zwangsarbeiter kamen aus unterschiedlichen Ländern, wie etwa Holland, Belgien, Frankreich Russland, Polen, Bulgarien, Jugoslawien und Dänemark. Teilweise sind auch Geburtsort und Geburtsdatum sowie der Name der Zwangsarbeiter bekannt.

Nur in seltenen Fällen lässt sich die Adresse heute noch lebender Zwangsarbeiter ermitteln. Der Bühnenverein wird nun prüfen, inwieweit die vorliegenden Unterlagen weiter ausgewertet werden können. Darüber hinaus bleibt abzuwarten, zu welchen Ergebnissen die Bühnen kommen, die zur Zeit in ihren Archiven prüfen, ob Zwangsarbeit während des Dritten Reiches stattgefunden hat. Der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Professor Jürgen Flimm, dankte den Theatern für ihre umfassenden Auskünfte. "Die jetzt vorliegenden Informationen sind ein wichtiges Stück einer dringend notwendigen Erinnerungsarbeit. Wir dürfen nie vergessen, wie sehr auch die Theater damals in das Unrechtssystem des Dritten Reiches involviert waren," äußerte Jürgen Flimm zu den nun vorliegenden Untersuchungsergebnissen.

Deutscher Bühnenverein