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Am 29. September wird das Staatstheater Cottbus nach eineinhalbjähriger Sanierung wieder eröffnet. In der neuen Saison 2007/2008 stehen unter dem Motto «Sich finden» 18 Premieren der Sparten Schauspiel, Oper und Ballett sowie acht Philharmonische Konzerte und ein großes Theaterfest auf dem neuen Spielplan.
Cottbus (ddp-lbg). Ein Schuss zerreißt die Stille im Großen Haus am Schillerplatz. Soeben hat der Jägerbursche Max das Ziel beim traditionellen Probeschuss verfehlt. Das Ensemble des Cottbuser Staatstheaters versammelt sich zur großen Schlussszene bei einer der letzten Proben für Carl Maria von Webers romantischer Oper «Der Freischütz» auf der Bühne. Am 29. September ist Premiere für das Stück, die erste nach der eineinhalbjährigen Sanierung des im Jahr 1908 eröffneten sezessionistischen Jugendstiltheaters.«Rund 3,9 Millionen Euro sind in das in zwei Phasen gegliederte Bauvorhaben geflossen», sagt der Technische Direktor des Staatstheaters Cottbus, Matthias Günther. Schon an diesem Samstag wird im Theater erstmals wieder vor Publikum gespielt – zur Wiedereröffnung gibt es die «Die Rheinnixen» von Jacques Offenbach.
Außen wie innen habe eines der schönsten Theater Europas in den vergangenen 14 Monaten eine Generalüberholung nach denkmalschützerischen Auflagen erfahren, berichtet Günther. Verbessert wurde vor allem der veraltete Brandschutz. Anstelle einer Sprinkleranlage wurde jetzt eine moderne Sprühnebellöschanlage eingebaut, die bei einem Brand keine größeren Schäden am Theater anrichtet. Der Einbau einer Teilklimaanlage sorgt für bessere Luft. Und die Bestuhlung wurde komplett erneuert. 620 kardinalrote Polsterstühle - 52 weniger als zuvor - laden zum Theaterbesuch ein. «Man sitzt jetzt sehr bequem und kann auch die Beine richtig ausstrecken», schwärmt der Theatertechniker.
In Anlehnung an den originalen Theaterbau von 1908 wurden jetzt auch wieder die Logen im ersten Rang gestaltet. Schon zu Zeiten der Theatereröffnung vor 99 Jahren waren sie den Honoratioren der Stadt vorbehalten. Zu DDR-Zeiten streckten hier Parteigrößen sowie ab und zu auch mal Generäle des Warschauer Paktes ihre Füße aus.
Auch im zweiten Rang sorgen jetzt die weiter auseinander gerückten Stuhlreihen für mehr Beinfreiheit. Früher kamen die Zuschauer wegen der gesellschaftlichen Klassenunterschiede nur über eine separate Treppe zu ihren Plätzen. «Das wurde aber bereits zu DDR-Zeiten abgeschafft», schilderte Matthias Günther. Der herrliche Blick vom sogenannten Heuboden ist so ungetrübt wie einst.
Auch acht prächtige Majolika-Vasen mit gemalten Porträt-Medaillons und die für das Jugendstiltheater typischen Putten erstrahlen jetzt wieder in alter Schönheit. Im Foyer fällt der blaue Stoff auf. Er war zur Eröffnung des Theaters auf englischen Webstühlen hergestellt worden. Jetzt ist er fast original nachgewebt worden. Auch Linoleum liegt wie zu alten Zeiten jetzt wieder auf den Fußböden. Eine Galerie mit 22 großen Fotos dokumentiert die komplizierten Bauarbeiten.
«Der Aha-Effekt wird am Samstag bestimmt ausbleiben», sagte Theaterintendant Martin Schüler. Nach der aufwendigen Hüllensanierung und den vielen Innenarbeiten sei für die Zuschauer fast alles so früher. Nur, wer sich für Details interessiere, kann im Nachhinein das Neue noch erkennen, so unter anderem eine Brandschutztür vor der zentralen Beleuchtungslage im Foyer, die außer der neuen Tonregie und dem Inspizientenpult zu den unabdingbaren Theaterhighlights gehört.
Am Samstag müssen alle Instrumentarien fehlerfrei funktionieren. Da hebt sich nach der Festveranstaltung mit vier Brandenburger Ministern und dem Cottbuser Oberbürgermeister Frank Szymanski (SPD) wieder der Vorhang im Großen Haus. In der neuen Saison 2007/2008 stehen unter dem Motto «Sich finden» 18 Premieren der Sparten Schauspiel, Oper und Ballett sowie acht Philharmonische Konzerte und ein großes Theaterfest auf dem neuen Spielplan.
Britta Beyer-