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Countdown für „Erichs Lampenladen“

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Bundestag entscheidet endgültig über Abriss des Palastes der Republik - Tiefensee: Baubeginn frühestens 2012


Berlin (ddp-bln). Der Countdown für den Berliner Palast der Republik läuft. Der Bundestag entscheidet heute auf Antrag von Grünen und Linkspartei.PDS endgültig über ein Abrissmoratorium. Nach bisherigen Plänen soll die Abtragung der Ruine im Februar in Angriff genommen werden. Der Bau des geplanten Humboldt-Forums auf dem Schlossplatz kann nach Einschätzung von Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) jedoch frühestens in sechs Jahren beginnen. Vor diesem Hintergrund fordert eine Künstlerinitiative erneut, das Gebäude vorerst weiter für Ausstellungen zu nutzen.

«Vor 2012 werden wir mit dem Bauen nicht beginnen», sagte Tiefensee am Mittwoch. Sein Vorgänger Manfred Stolpe (SPD) hatte vor einem halben Jahr noch einen Baubeginn für 2007 angekündigt. «Vor 2018, 2020 wird das Humboldt-Forum kaum eröffnen können», fügte der Minister hinzu. «Erst müssen die Geldfragen geklärt werden, und das ist schwierig.» Die Gesamtkosten könnten nach seiner Einschätzung bei bis zu 1,2 Milliarden Euro liegen.

Ende 2007 soll der Bundestag nach Angaben Tiefensees den Baubeschluss fassen. Dann kämen Investorenwettbewerb, Architekturwettbewerb und Ausschreibungen. Im Humboldt-Forum sollen die außereuropäischen Sammlungen der staatlichen Museen in Dahlem, die wissenschaftlichen Sammlungen der Humboldt-Universität und Teile der Berliner Stadtbücherei untergebracht werden. Der Minister betonte, auch Berlin werde «ohne Zweifel seinen Beitrag leisten müssen». Ein Viertel der Kosten müsse vom Land Berlin getragen werden.

Es sei unstrittig, dass sich die künftigen Nutzer anteilig an den Kosten beteiligen müssten, sagte Vizesenatssprecher Günter Kolodziej. Eine Summe könne jedoch erst genannt werden, wenn die Nutzungsfragen im Detail geklärt seien. Bisher gebe es keine Finanzzusage Berlins, betonte die Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung, Petra Rohland. Zunächst müsse ein Gesamtnutzungskonzept und ein endgültiges Finanzierungskonzept vorliegen.

Einen Tag vor der Bundestagsentscheidung forderte die Künstlerinitiative des «White Cube Berlin» erneut einen Aufschub des Abrisses. In dem Rohbau sei eine Halle für zeitgenössische Kunst entstanden, die Berlin dringend brauche. Er sollte deshalb bis zur Errichtung des geplanten Neubaus in der Kubatur des 1950 gesprengten Stadtschlosses weiterhin für Ausstellungen genutzt werden. Dies wäre auch mit Blick auf die Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer für die Hauptstadt ein «Prestigegewinn».

Dagegen machen sich trotz einer inzwischen weiträumigen Absperrung Souvenirjäger und «Palastspechte» an dem Gebäude zu schaffen. Es seien bereits Deckenplatten entwendet und Türen aufgebrochen worden, sagte der zuständige Fachbereichsleiter bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Uwe Hacker. Auch klafften in den Wänden teils tiefe Löcher, und entwendete Mauerbruchstücke würden über das Internet zum Verkauf angeboten. Wenn die «Räuber» erwischt werden, müssen sie nach Angaben Hackers mit Strafen rechnen.

Christina Schultze und Claudia Pietsch