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Nachfolgend einige Auszüge aus einem Kommentar von Theo Geißler zum aktuellen Zustand des Deutschen Musikrates nach dem Stop der beschlossenen Fusion von Musikrats-gGmbh und Verein durch MdB Steffen Kampeter aus der morgen erscheinenden Neuen Musikzeitung:
Lange hat der Musikrat sich wieder einmal hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt, statt mit der "Hauptsache Musik" - aber die geplante Wiedervereinigung nach der Zerschlagung des Rates als Folge der Insolvenz im Jahr 2002 war auch für jeden Außenstehenden ein einleuchtendes Ziel: die inhaltliche und die politische Arbeit des DMR in zwei verschiedenen Organisationen mit konkurrierender Leitung abzuwickeln, dient der Sache nicht und schwächt den Musikrat. Wird seitens der Politik genau das gewünscht?Was die Musikrats-Mitgliederversammlung vor knapp einem Jahr auf Vorschlag des Präsidiums einstimmig beschlossen hatte, ist offensichtlich Makulatur. In heimeliger Anlehnung an die Empfehlung des seinerzeitigen Trennungskonstrukteurs vom Bundesrechnungshof donnerte CDU-MdB Steffen Kampeter, haushaltspolitischer Sprecher seiner Fraktion und beispielsweise Berichterstatter über den Etat unseres Kulturstaatsministers Bernd Neumann, ein klares Njet. Neumann hatte vor Zeiten signalisiert, einer Wiedervereinigung nicht abhold zu sein – der Finanzmacht seines Fraktionskollegen beugt er sich offensichtlich zahm.
Kampeter war für die nmz nicht zu sprechen – so bleibt dessen Motivation im Düstren. Vermutet wird tiefes Misstrauen gegenüber dem Finanzgebaren einer zivilgesellschaftlichen Organisation, die schon mal havarierte – woran freilich die Geldgeber der öffentlichen Hand eine erhebliche Mitverantwortung trugen…
…Finanzpolitiker Kampeter selbst – man wünschte ihn sich als Sanierer einer spekulationsdemolierten Landesbank – hat bedauerlicherweise die Künste als geeignete Rampe für seine politischen Karriere-Sehnsüchte erspäht und fuhrwerkt jetzt mit dem Kulturbewusstsein eines Taschenrechners im Musikleben herum….
„Schert uns alles nicht“ könnte jetzt ein souveränes Musikratspräsidium sagen. „Wir sind weder der Politik noch dem Ministerium weisungsgebunden und sollten tun was wir für richtig halten - aus dem gesunden Selbstbewusstsein heraus, dass wir und niemand anderer die inhaltliche Gestaltungsarbeit des Musiklebens bereitstellen. Wir realisieren den – vernünftigen – Auftrag unserer Mitgliedsverbände, die als Organe der Bürgergesellschaft unverzichtbare, erfolgreiche Kulturarbeit oft auf ehrenamtlicher Grundlage leisten. Wenn zahlengesteuerte Macht-Politiker den Willen unserer sechs Millionen Mitglieder missachten, entlarven sie ihr eigenes Gerede von der Bedeutung bürgerschaftlichen Engagements als Pathos-Schrott. An solcher Menschen Order sind wir nicht gebunden. Wir setzen den richtigen Plan um und kegeln die präpotenten Inkompetenten bei der nächsten Wahl aus dem Amt.“
Von einer solchen angemessen komfortablen Position ist der Deutsche Musikrat leider meilenweit entfernt. Und dies zum guten Teil aus eigener Schuld. Schon jetzt beginnt in Präsidiumskreisen das Schön-Getuschle der bitteren Niederlage…
Den vollständigen Text finden Sie in der aktuellen Print-Ausgabe der nmz. Unter anderem mit Beiträgen zum Zustand der „Initiative Musik“ und zum sogenannten Kulturprogramm der GEMA.