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Doppel-Ladung taktlos-Nachrichten (#80+81): Deutschquote für Mallorca

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+++ Pop-Komm.- Kleinstfeldfussball als Highlight+++ Deutsch-Quote für Mallorca +++ "Kultur als Staatsziel" aus den Augen verloren +++ Bühnenverein spendiert Schlingensief zur KMK-Sanierung +++ Braunschweig altert Stadttheater künstlich +++ BMG präsentiert die Nicht-CD +++Hymnen-Skandal: Alle deutschen Olympia-Medaillen aberkannt +++ Rapper Thomas D.: Goethes "Faust" in 7 Sekunden +++
taktlos aktuell: Föderalismus, Töteralismus? - Goppel contra Lammert contra Zimmermann plus Geißler: http://www.nmz.de/taktlos

Pop-Komm.- Kleinst-Feldfussball
Berlin. Unter dem Dach der soeben eröffneten Popkomm treten 16 Teams aus Musik, Film, Mode und Medien gegeneinander zum Fußballmatch an, um den "Popkomm-Meister" auszuspielen. Deshalb wurde auf dem Gelände einer ehemaligen Kulturbrauerei ein Kleinfeld-Kunstrasenplatz aufgebaut. Dem Format der Veranstaltung und der körperlichen und geistigen Verfassung der Akteure entsprechend betragen die Spielfeld-Maße drei mal zwei Meter. Die Spielzeit soll die Dauer einer Single-Schallplatte nicht überschreiten, um Spielern und Zuschauern eine möglichst authentische Pop.Komm-Atmosphäre zu bieten.

Deutsch-Quote für Mallorca
Palma de Mallorca. Die Baleareninsel führt eine Deutschquote für Musik und Sprache ein, sowohl bei Radio und Fernsehen als auch an allen Stränden. Danach darf der deutschsprachige Anteil 95 Prozent nicht übersteigen. „Wir Mallorquiner müssen uns endlich vor der finalen Überfremdung unserer Gesellschaft schützen,“ sagte der balearische Musikratsvorsitzende Jürgen Drews beim Quotenhearing der mallorquinischen Ur-Kultur-Enquete-Kommission

"Kultur als Staatsziel" aus den Augen verloren
Berlin. Der Versuch einiger Abgeordneter des Deutschen Bundestages, „Kultur als Staatsziel“ im Grundgesetz zu verankern ist endgültig gescheitert. In einer gemeinsamen Stellungnahme sagten die Fraktionssprecher der vier im Bundestag vertretenen Splitterparteien übereinstimmend: „Kultur ist kein Staatsziel sondern macht nur Arbeit und kostet außerdem Geld. In der gegenwärtigen Lage haben wir zu ersterem keine Lust und das andere ist einfach nicht vorhanden. Außerdem gebe es genug Menschen in diesem unserem Lande, die so dämlich seien, das alles ehrenamtlich zu erledigen.

Bühnenverein spendiert Schlingensief zur KMK-Sanierung
Bonn. Anlässlich des von Niedersachsen geplanten Austritts aus der Kultusministerkonferenz (KMK) warnt der Deutsche Bühnenverein vor einer Schwächung der Länder in den Bereichen Kultur und Bildung. „Wenn wir einen zunehmenden Zentralismus in Fragen von Kultur und Bildung vermeiden wollen, dann brauchen wir eine starke Kultusministerkonferenz“ - forderte der Präsident des Deutschen Bühnenvereins und Intendant der Staatsoper Stuttgart, Klaus Zehelein. „Viel gewonnen wäre mit einem Beauftragten für Kultur im Ministerrang, der von den Ländern gemeinschaftlich berufen wird“, sagte Zehelein in seiner Erklärung. Als Vermittler-Persönlichkeit bei der sicherlich schwierigen Berufungsprozedur will der Bühnenverein den in Massakerfragen und dunklen Szenarien versierten Sozialtherapeuten Christoph Schlingensief zur Verfügung stellen.

BMG präsentiert die Nicht-CD
München. Die Bertelsmann Music Group hat angekündigt, in Zukunft ihre Musik-CDs in verschiedenen Ausstattungen zu verkaufen. Die Super-CD, die Normal-CD, die Easy-CD und die Non-CD. Gerade die billigste Variante, die Non-CD besticht durch die Tatsache, dass sie gar keine Musik-CD enthält sondern einen Rohling. Preis dieses Produktes 99 Cent inklusive Jewel-Case und Wunsch-Booklet. Der neue BMG-Marketingchef Sushi Pfushi Silber-Ling sieht gerade für diese Version einen großen Markt. »Viele Leute wollen doch gar keine Musik hören, sondern nur mit ihrer Sammlung angeben. Oder sie wollen ihre eigene Musik aus dem Internet schwarz brennen. Bei unserem Repertoire – kein Wunder.«

Braunschweig altert Stadttheater künstlich
Braunschweig. Nachdem die Stadtverwaltung Braunschweigs zur sogenannten alten Rechtschreibung zurückkehrt, fordert die Stadt Braunschweig auch den Rückbau aller anderen kulturellen Institutionen auf den Stand von 1901. So sollen beispielsweise dem Stadttheater sämtliche Subventionen entzogen werden. Auch kommen künftig – sehr tantiemenfreundlich - nur noch Werke aus der Zeit vor 1901 zur Aufführung - im Lichte von Petroleumlampen. Sänger und Schauspieler erhalten statt Gagen gehartzten Wein als Wegzehr zur nächsten Bühne. »Die alte Rechtschreibung weist uns die Zukunft der Deutschen Kultur,« erklärte Oberbürgermeister Gert Hoffmann von der „Partei Thomas Hobbes liebt Gerhard Schröder“ gegenüber taktlos.

Hymnen-Skandal: Alle deutschen Olympia-Medaillen aberkannt
Athen. Das Internationale Olympische Komitee hat heute entschieden, den bundesdeutschen Sportlern als Wiedergutmachung sämtliche Gold- und Silber-Medaillien abzuerkennen. Grund für diese Entscheidung sei ein kostenträchtiger Fehler bei der Siegerehrung. Statt, wie vom Deutschen Nationalen Olympischen Kommitee angegeben, wurde nicht die Nationalhymne mit der Musik Joseph Haydns abgespielt sondern ein sehr ähnlich-klingendes Jugendwerk Helmut Lachenmanns mit dem Titel „Maas die Memel, Etsch den Belt“. Dies hatte zur Folge, dass horrende Forderungen der griechischen musikalischen Verwertungsgesellschaft geltend gemacht wurden und die Olympiade 2004 in einem finanziellen Desaster endete.

Rapper Thomas D.: Goethes "Faust" in 7 Sekunden
Hamburg. Rapper Thomas D. von den Fantastischen Vier und Rockmusiker Bela B. von den „Ärzten“ liefern sich auf einem neuen Hörbuch ein Duell als Faust und Mephisto. Die Dialogbearbeitung von «Faust versus Mephisto» unterscheide sich von Goethes originalem Faust I nur durch vernünftige Auslassungen und eine schnelle Sprache, betonte Rapper Thomas D. Sie sei vor allem für die kaufkräftige Zielgruppe des termingeplagten Business-People bestens geeignet. Vom Text blieben immerhin die Zeilen übrig: „Bin weder Fräulein, hätte ich ach, des Pudels Kern...“ Die CD dauert inklusive Vor- und Nachspiel sieben Sekunden. Sie ist zum Premium-Preis von 39,- Euro bei Trikont in München erschienen und wird im Doppelpack mit John Cages 4-33 in der Karajan-Einspielung bei Ludwig Beck am Rathauseck zum „Geiz-ist-geil“-Preis von 50 Euro rausgehauen...
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