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Dresdner Elbtal bleib gefährdetes Weltkulturerbe

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Welterbe auf Bewährung - UNESCO fordert bis Oktober Alternativen im Dresdner Brückenstreit - Stadtvertreter sind pessimistisch


Dresden (ddp-lsc). Das Dresdner Elbtal bleibt vorläufig auf der Welterbeliste der UNESCO. Allerdings wird es wegen der Pläne für den Bau der Waldschlößchenbrücke weiterhin zu den gefährdeten Weltkulturerbestätten gezählt, wie die UNESCO am Montag nach einer Tagung des Welterbekomitees im neuseeländischen Christchurch mitteilte. Dresden hat nun laut Baubürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU) bis 1. Oktober Zeit, alternative Entwürfe für den Brückenbau vorzulegen. Das Welterbekomitee will den Status des Elbtals im nächsten Jahr erneut überprüfen. Sollte der ursprüngliche Plan zur Ausführung kommen, werde mit dem Elbtal erstmals ein Eintrag von der Weltkulturerbeliste gestrichen, drohte die UNESCO.

Feßenmayr hatte in Christchurch einen Alternativentwurf mit einer anders gestalteten Brücke an der gleichen Stelle des Elbtals vorgestellt. Die UNESCO habe diesem jedoch nicht gleich zugestimmt, sondern die Überprüfung von Alternativen gefordert, sagte der CDU-Politiker

Feßenmayr sprach von einer «Öffnung» der UNESCO und einem guten Zeichen für Dresden. Angesichts der Umsetzung der Forderung zeigte er sich jedoch pessimistisch. «Das ist eine so komplizierte Angelegenheit - die kann man fast nicht klar machen», sagte er. Aus rechtlichen Gründen müsse der Brückenbau möglichst zügig umgesetzt werden. Die von der UNESCO geforderten neuen Planungen bräuchten aber Zeit. Er warnte, mit der neuen Planung dürfe am Ende nicht die Brücke selbst verspielt werden.

Stadtsprecher Kai Schulz sagte, die Stadt Dresden sei derzeit nicht mehr Herrin des Brückenbaus. Sie müsse jetzt sehen, wie das Regierungspräsidium auf die neue Lage reagiere.

Die UNESCO hatte das Elbtal im vergangenen Jahr auf die Rote Liste der bedrohten Welterbestätten gesetzt und gedroht, ihm den 2004 zuerkannten Titel wieder zu nehmen, falls die Brücke in der ursprünglich geplanten Form gebaut wird. Grund ist die Furcht vor einschneidenden Veränderungen der Kulturlandschaft durch ein dominantes Brückenbauwerk.

Die Stadt Dresden, die durch einen Bürgerentscheid an einen Brückenbau gebunden ist, hat sich daher für einen alternativen Entwurf ausgesprochen. Gleichzeitig versucht sie, den Baubeginn zu verhindern, den das Regierungspräsidium Dresden angeordnet hat. Mit ihren Klagen vor Gericht hatte die Stadt jedoch keinen Erfolg. Anfang Juni stellte das Bundesverfassungsgericht fest, dass der Bürgerwille höher bewertet werden könne als die Vorgaben der UNESCO.

Nina Jerzy und Martin Roy