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Ein Weltkulturerbe in «völlig neuer Kategorie» - Rößler betont Rolle Dresdens als Kultur-, Wirtschafts- und Wissenschaftmetropole
Dresden (ddp-lsc). Dresden ist schon mit vielen offiziellen und inoffiziellen Ehrentiteln überhäuft worden. Demnächst erhält die sächsische Landeshauptstadt Post von der UNESCO mit der Urkunde zur Anerkennung des Dresdner Elbtals als Weltkulturerbe. «Besonders bemerkenswert ist, dass Dresden es bereits im ersten Anlauf geschafft hat», sagt Sachsens Wissenschafts- und Kunstminister Matthias Rößler (CDU).Mit der Wahl Dresdens habe die UNO-Unterorganisation Neuland betreten und eine «völlig neue Kategorie» als Kulturerbe anerkannt, die Baudenkmäler ebenso umfasse wie Landschaft, Industrie, Ökologie sowie wirtschaftliches und städtisches Leben, sagt Rößler. Das ausgezeichnete Gebiet umfasst die links- und rechtselbische Uferregion zwischen dem Dorf Söbrigen bei Pillnitz bis zum Schloss Übigau im Westen von «Elbflorenz». Mittendrin die bekannten Sehenswürdigkeiten wie Brühlsche Terrasse und Frauenkirche. Aber auch der Alberthafen als «modernes trimodales Wirtschaftszentrum» gehört zum Weltkulturerbe. Erstmals wurde Rößler zufolge von der UNESCO eine lebendige Stadtlandschaft ausgezeichnet, die ständiger Veränderung und Entwicklung unterworfen sei. Das Dresdner Elbtal sei daher «weit mehr als ein herausragendes und erhaltenswertes Highlight der Architektur- und Kulturgeschichte», betont der Minister.
Nominell wurde der Antrag vom Auswärtigen Amt in Berlin an die UNESCO gestellt. Vorausgegangen war ein Stadtratsbeschluss vom 10. Dezember 2002, viel Engagement des Landes und schließlich der offizielle Antrag vom Januar 2003. Direkte finanzielle Auswirkungen etwa bei der Vergabe von Fördermitteln habe der Ehrentitel nicht, erläutert Rößler. Doch versprechen sich Land und Stadt Wettbewerbsvorteile des Raums Dresden im größeren Europa der Zukunft.
Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) erwartet einen «großen Schub in vielen Bereichen, vor allem im Tourismus» und eine Stärkung der Achse Dresden-Breslau (Wroclaw) und der Verbindungen nach Böhmen. Rößler sieht vor allem die Ausrichtung Dresdens als «Kultur-, Wirtschafts- und Wissenschaftmetropole». In «Elbflorenz» gebe es ein einzigartiges Geflecht aus den Kultureinrichtungen, verschiedensten Hochschulen, privaten Forschungseinrichtungen und industriellem Potenzial vor allem der Halbleiter-, Soft- und Hardware-Branche. Gute Entwicklungschancen sieht der Minister auch in der Biotechnologie.
Rößler nimmt in diesem Zusammenhang die Stadt in die Pflicht. Das Land trage zwar die Hauptlast bei den Kultureinrichtungen, in Bezug auf die touristische und verkehrliche Infrastruktur gebe es erhebliche Defizite. Hier jedoch sei die Kommune «weitaus stärker gefordert als bisher». Dadurch müsse auch die Attraktivität Dresdens im Wettbewerb mit anderen Regionen gestärkt werden. Sollte es der Region Dresden gelingen, die Einheit von Landschaft, Kultur-, Forschungs- und Industriestandort deutlicher als bisher sichtbar zu machen, «steigen die Chancen für eine gute Entwicklung in der Mitte Europas», betont Rößler.
Ernst W. Raymund