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Dresden (ddp-lsc). Das Kuratorium UNESCO-Welterbe Dresdner Elbtal sieht sich in der Auseinandersetzung um den Bau der Waldschlößchenbrücke nicht mehr arbeitsfähig. Die dem Gremium im Juni 2005 übertragene Aufgabe, «darauf hinzuwirken, die Welterbestätte zu bewahren und zu entwickeln», sei «unerfüllbar geworden», teilte Kuratoriumsmitglied Christiane Filius-Jehne (Grüne) am Montag in Dresden mit.
Darum sei einstimmig beschlossen worden, den Stadtrat um die Entbindung von dieser Aufgabe zu bitten. Ursprünglich hatten dem Kuratorium 20 Mitglieder angehört, von denen bereits mehrere ihr Amt aufgegeben haben.Der Gedanke des Welterbes sei unter den bestehenden Verhältnissen nicht mehr vermittelbar, hieß es zur Begründung. In «zeitweise erbitterten Auseinandersetzungen» habe «das Beharren auf einem beschlossenen Verkehrsbauvorhaben in Dresden den Vorrang gegenüber der weltweiten Kulturbedeutung der Stadt erlangt». Filius-Jehne fügte hinzu, Anlass der Entscheidung seien auch vergebliche Bemühungen um Gespräche unter anderem mit Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) gewesen.
Das UNESCO-Welterbekomitee wird am Donnerstag und Freitag über die Aberkennung des Welterbetitels für das Dresdner Elbtal entscheiden.
Ähnliches wie an der Elbe wird sich im Rheintal hoffentlich nicht wiederholen: In der Debatte um eine feste Rheinquerung im Weltkulturerbe Mittelrheintal erhofft sich die rheinland-pfälzische Landesregierung eine Entscheidung der UNESCO zum Wochenende. Ab Dienstag werde die Welterbekommission im kanadischen Quebec zusammenkommen, am Freitag oder Samstag werde dann voraussichtlich auch über die geplante Rheinquerung beraten, sagte Kultur-Staatssekretär Joachim Hofmann-Göttig am Montag in Mainz. «Wir erwarten, dass die UNESCO seriös mit unseren Planungen umgeht», sagte er. Bevorzugen würde die Landesregierung laut Hofmann-Göttig eine Brücke, aber auch die Tunnellösung akzeptieren. «Generell hoffen wir auf eine Entscheidung, damit wir endlich ans Werk gehen können», sagte Hofmann-Göttig. Zugleich bekräftigte der Staatssekretär, dass es keine Lösung gegen eine Entscheidung der UNESCO geben werde. Hofmann-Göttig verwies erneut auf die wirtschaftliche Notwendigkeit einer Rheinquerung im Mittelrheintal.
So sei in der Region etwa ein deutlicher Bevölkerungsrückgang zusammen mit einem «massiven Arbeitsplatzabbau» zu verzeichnen. «Wir hoffen, dass wir das mit einer festen Querung ändern können», sagte Hofmann-Göttig. Zu einer möglichen Mehrbelastung durch zunehmenden Autoverkehr verwies er auf eine Studie des Verkehrsministeriums, wonach nur etwa 1000 Fahrzeuge zusätzlich zu erwarten seien. Neben einer Entscheidung über eine Rheinquerung rechnet die Landesregierung auch mit einer Ermahnung zum Thema Bahnlärm im Mittelrheintal seitens der UNESCO. Dies werde allerdings die bereits laufenden Tätigkeiten der Landesregierung auf diesem Gebiet eher unterstützen, hoffte Hofmann-Göttig.