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Einen festen Boden bereiten

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Die Zukunft des Musikunterrichts an den niedersächsischen Schulen: Podiumsdiskussion des VDS
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Auf Einladung des Verbandes Deutscher Schulmusiker (VDS) in Niedersachsen kamen am 10. Oktober Akteure aus Politik, Hochschule und Schulmusik zu einer Podiumsdiskussion über die Zukunft des Musikunterrichts an den niedersächsischen Schulen zusammen.

Das Podium war besetzt mit Hans Bäßler (Deutscher Musikrat, Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, VDS), Karl-Ludwig von Danwitz (MdL Nds., CDU), Theo Geißler (nmz), Marion Heuer (Nds. Kultusministerium), Friedrich Kampe (VDS), Gabriele Heinen-Kljajic (MdL Nds., Bündnis 90/Die Grünen), Claus Peter Poppe (MdL Nds., SPD). Moderiert wurde die Veranstaltung von Stefan Arndt (Hannoversche Allgemeine Zeitung).

„Inzwischen liegt ein ganz anderes Bewusstsein dafür vor, was Musik in Schulen bewirken kann.“ „Musik ist unentbehrlich für die Persönlichkeitsentwicklung.“ – Wer die Podiumsteilnehmer in der HMTMH sprechen hörte, für den wurde schnell deutlich, welch hoher Stellenwert Musik in Schulen beigemessen wird. Besorgt zeigten sich alle Beteiligten allerdings angesichts des Fachkräftemangels an den Schulen. Bäßler: „Der grundständige Musik­unterricht, der auf den Stundentafeln basiert, das ist das, was uns in den letzten Jahren so eklatant weggebrochen ist. Die Situation ist katastrophal!“ Als Beispiel für die Ursachen des Fachkräftemangels führt Bäßler in diesem Zusammenhang 80 Studienplätze an, die bei der Verlegung des Ausbildungsortes für den Grundschulbereich von Hannover nach Hildesheim im Rahmen einer Umstrukturierung weggefallen sind. Noch dramatischer für das Flächenland Niedersachsen sind die Zahlen im Förderschulbereich: Hier gibt es gerade einmal zehn Absolventen pro Jahrgang. Gründe für diesen Mangel an Nachwuchs sehen die Diskutanten insbesondere in den hohen Zulassungsvoraussetzungen für das Fach Musik durch Aufnahmeprüfung und den Numerus clausus im Zweitfach, wenngleich hier in Niedersachsen mit der Kleinen Fakultas bereits erste Gegenmaßnahmen eingeleitet worden sind. 

Die verschiedenen Initiativen des Kultusministeriums, wie das Programm „Hauptsache:Musik“, die „Musikpädagogischen Werkstätten“ für fachfremd unterrichtende Lehrkräfte oder das Projekt „Musikalische Grundschule“ in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung, das auch in Bayern, Hessen und Thüringen bereits erfolgreich gestartet ist, wurden von den Podiumsteilnehmern lobend gewürdigt. Sowohl Poppe als auch Bäßler betonten die Notwendigkeit der Fortführung dieser Projekte, stellten jedoch ebenso heraus, dass hierbei immer nur ein Teil der über 800.000 niedersächsischen Schüler erreicht werden könne. 

Obwohl nicht persönlich anwesend, prägte die Aussage des Ministerpräsidenten David McAllister, „Eine breit gefächerte Vermittlung von Musik schon von Kindesbeinen an ist der Niedersächsischen Landesregierung ein besonderes Anliegen“, die Debatte. Aus VDS-Sicht warf Kampe die Frage auf, inwieweit diese „Vermittlung“ im obligatorischen Stundenplan verankert ist, denn ein Vergleich der Stundentafeln von 1997 und 2012 für die Sekundarstufe I und II an den allgemeinbildenden Schulen in Niedersachsen offenbare ein durchaus abweichendes Bild: Seit 1997 wurde der erteilte Musikunterricht in der Sekundarstufe I um 30 Prozent gekürzt. So erhalten Schüler von Klasse sieben bis neun nur noch eine Stunde pro Woche (zumeist epochal) – in Klasse zehn besteht die Möglichkeit, das Fach Musik zugunsten von Kunst und Darstellendem Spiel abzuwählen. Zu Recht fragte Kampe, wie angesichts dieser Rahmenbedingungen musikdidaktische Modelle, die auf Kontinuität und Handlungsorientierung ausgelegt sind, adäquat umgesetzt werden können. Von Seiten der Politik gab es wenige Signale für eine Verbesserung der Situation. Auch in einem gebundenen Ganztagsangebot, so von Danwitz, könne man das Fach Musik nur im Wahlbereich unterbringen. 

Ein Schulleiter und Musiklehrer aus dem Auditorium forderte daher eine klare Positionierung der Politik hinsichtlich der Frage, welchen Anteil der ästhetische Bereich in der Schule denn nun haben solle. Auch auf diese Fragestellung reagierten die Teilnehmer grundsätzlich positiv – die von Arndt im Verlauf des Abends mehrfach wiederholte Frage, „Das Problem ist erkannt. – Warum ändert sich dann nichts?“, blieb an dieser Stelle in Teilen leider vorerst unbeantwortet. Es wäre deshalb wünschenswert, wenn diese Veranstaltung den Auftakt bilden würde zu einem gemeinsamen, intensiven Bemühen darum, der Vision des Musik­landes Niedersachsen auch im schulischen Bereich einen tragfähigen Boden zu bereiten. 

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