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Die neue Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) will sich für eine Beibehaltung des so genannten Spendenabzugs einsetzen. Die von Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) geplante Streichung hätte «einen verheerenden Kahlschlag» zur Folge.
Berlin (ddp). Sie werde sich dafür engagieren, dass dieser Plan «nicht Wirklichkeit» wird, sagte Weiss der Tageszeitung «Die Welt» (Mittwochausgabe). Eichel plant, Aktiengesellschaften und GmbHs künftig das Recht zu verwehren, Spenden für gemeinnützige, mildtätige, kirchliche oder wissenschaftliche Zwecke von der Steuer abzusetzen.Sie erwarte «Rück- und Kahlschläge» in der deutschen Theaterlandschaft, sagte Weiss weiter. Es sei inzwischen «unsagbar schwer, ein Repertoire-Theater in ärmeren Regionen und Städten aufrecht zu erhalten». Zugleich stellte die Staatsministerin Berlin vorübergehende finanzielle Hilfe bei «Sozialplänen» in Aussicht, wie sie bei der Schließung von Theatern oder Opern nötig werden.
Christina Weiss (parteilos) ist neue Staatsministerin für die Angelegenheiten der Kultur und der Medien in der rot-grünen Bundesregierung. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ernannte die 48-Jährige am Dienstagabend in Berlin. Sie tritt die Nachfolge von Julian Nida-Rümelin (SPD) an, der als Philosophieprofessor zurück an die Universität Göttingen geht.
Als langjährige Hamburger Kultursenatorin hat Christina Weiss viel Erfahrung mit politischen Ämtern sammeln können, und als Literaturwissenschaftlerin ist sie prädestiniert für kulturelle Aufgaben.
Weiss wurde am 24. Dezember 1953 in St. Ingbert/Saar geboren. Von 1972 bis 1977 studierte sie an der Universität Saarbrücken Vergleichende Literaturwissenschaft, Germanistik, Italienische Philologie und Kunstgeschichte. 1982 promovierte sie zum Dr. phil. 1977 wurde sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Vergleichende Literaturwissenschaften der Uni Saarbrücken.
Zwei Jahre später begann sie, auch als freie Literatur- und Kunstkritikerin zu arbeiten. 1984 wechselte Weiss an die Universität-Gesamthochschule Siegen, blieb dort jedoch nur zwei Jahre. Danach wurde sie Redakteurin beim Hamburger Kunstmagazin «art» und schrieb weiterhin als freie Kritikerin für andere Medien. 1989 gelang Weiss der Sprung ins Fernsehen. Im Südwestfunk moderierte sie das «Café Größenwahn» und das «Literaturmagazin».
Im gleichen Jahr übernahm Weiss erstmals ein Amt in Hamburg als Programmleiterin im Literaturhaus. Zwei Jahre später berief der damalige Erste Bürgermeister Henning Voscherau (SPD) die Literaturwissenschaftlerin in sein Kabinett. Als Kultursenatorin löste Weiss den FDP-Politiker Ingo von Münch ab.
Der Wechsel aufs politische Parkett gelang: In ihren ersten Amtsjahren setzte Weiss unter anderem eine deutliche Erhöhung des Kulturetats durch, trieb Großprojekte wie den Erweiterungsbau der Hamburger Kunsthalle voran und sicherte den Fortbestand der Kulturfabrik «Kampnagel» sowie der Kammerspiele. Auch ihr Einsatz für die zeitgenössische Kunst brachte ihr Anerkennung.