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"Ich schließe so viel, bis ich Spielräume bekomme" sagte Berlins PDS-Kultursenator über die ihn unterstellten Kultureinrichtungen. Wenn er erst Spielräume hat, besitzt er vielleicht keine Spielräume mehr. Wer spielt dann mit ihm?
Berlins neuer Kultursenator Flierl (PDS) hält die Schließung von Kultureinrichtungen der Hauptstadt für unumgänglich. Der "Frankfurter Rundschau" sagte der Politiker, wegen der Finanzmisere könnten nicht alle Institutionen erhalten werden."Ich schließe so viel, bis ich Spielräume bekomme", so Flierl. Er habe zwar noch keine detaillierte Schließliste, werde aber bald ein "schlüssiges Szenario" vorlegen. Das wichtigste Ziel dabei sei das Bündeln von Ressourcen.
Um in der Berliner Kulturlandschaft überhaupt Gestaltungsmöglichkeiten zu bekommen, sei dieser Schritt notwendig, sagte Flierl weiter. Es könne in der Kultur nicht alles gleichermaßen existieren. Eine kulturelle Leistung sei schließlich auch, sich von etwas zu verabschieden, was nicht mehr zeitgemäß ist. Was er konkret damit meint, sagte der Kultursenator nicht.
Unterdessen hat der verschärfte Konsolidierungsdruck erstmals seit Jahren zu einer Einigung zwischen den drei Opernhäusern der Hauptstadt geführt. Bei einer gemeinsamen Sitzung stimmten die Intendanten der Deutschen, der Komischen und der Staatsoper ihre Premierenplanungen und Tagesspielpläne bis zum Jahr 2006 ab. Dadurch sollen vor allem Dopplungen vermieden werden. In der Vergangenheit waren die unabhängig agierenden Opern scharf in die Kritik geraten, nachdem des öfteren an ein und dem selben Tag zwei Häuser die gleiche Oper gezeigt hatten.
Zugleich drückten die Intendanten aber auch ihre Sorge hinsichtlich der Finanznöte Berlins aus. Die jetzt vorliegenden künstlerischen Planungen hätten letztendlich nur Sinn, wenn die Häuser zumindest mittelfristig mit einer finanziellen Sicherheit rechnen könnten. "In diesem Punkt gibt es bisher vom neuen Berliner Senat kein ermutigendes Zeichen", so die Intendanten übereinstimmend.
Wie Bundesmittel in der Hauptstadt eingesetzt werden, entscheidet künftig die frühere Kultursenatorin Berlins, Adrienne Goehler. Die parteilose Politikerin übernimmt den Posten der Kuratorin des Hauptstadt-Kulturfonds. Darauf verständigte sich Kulturstaatsminister Nida-Rümelin (SPD) mit Kultursenator Flierl. Mehrere Tanzprojekte in Berlin profitieren in diesem Jahr von dem Fonds, der insgesamt 9,31 Millionen Euro zu vergeben hat. Zu den geförderten Projekten gehören unter anderem das Handlungsballett "Gestern war Krieg" von Jutta Deutschland im Tempodrom, die Opernerstaufführung "Saint Francois d\'Assise" im Bühnenbild von Daniel Libeskind an der Deutschen Oper, das Rainer Werner Fassbinder Festival im Podewil und der Karneval der Kulturen.