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Der Kooperationsvertrag zwischen der Ballettkompanie von Choreograf William Forsythe und der Stadt Frankfurt am Main hat eine wichtige Hürde genommen. Nach monatelangen und kontroversen Diskussionen beschloss der Magistrat am Freitag die Beteiligung der Stadt an dem Abkommen.
Frankfurt/Main (ddp). Von den sieben SPD-Mitgliedern im Magistrat stimmte allerdings nur der umstrittene Kulturdezernent Hans-Bernhard Nordhoff zu, wie die Nachrichtenagentur ddp aus Magistratskreisen erfuhr. Die übrigen sozialdemokratischen Dezernenten erklärten sich mit der von Nordhoff und Stadtkämmerer Horst Hemzal (CDU) eingebrachten Vorlage nicht einverstanden.In dem Vertrag verpflichten sich die Bundesländer Hessen und Sachsen sowie die Städte Dresden und Frankfurt, Forsythes privatrechtlich organisierte Nachfolgetruppe zu finanzieren. Aus Frankfurt sollen jährlich 200 000 Euro fließen. Desweiteren sollen die Städtischen Bühnen der Ballettkompanie Technik und Räume zur Verfügung stellen. Das Land Hessen wird währenddessen 1,3 Millionen Euro beisteuern und von der Stadt Dresden und dem Land Sachsen sollen 1,5 Millionen Euro kommen. Im Gegenzug garantiert Forsythes Truppe beiden Städten in den Jahren 2005 bis 2009 jeweils bis zu 30 Aufführungen pro Jahr.
Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU), die den Vertrag bereits Mitte Januar unterzeichnet hatte, hob hervor, durch die Magistratsentscheidung erhalte die Stadt internationales Spitzenballett für einen «verhältnismäßig geringen Betrag».
Ursprünglich hatte der Vertrag bereits im vergangenen Herbst zustande kommen sollen. Kurz vor der Unterzeichnung ließ das aus CDU, SPD, FDP und Grünen bestehende Viererbündnis im Römer das Abkommen jedoch platzen. Hintergrund waren neu aufgetauchte Bedenken, die Privatisierung der ehemals städtischen Ballettsparte könne vor Gericht keinen Bestand haben. Inzwischen wurden Aufhebungs- und Abwicklungsverträge für die Mitarbeiter des Balletts erarbeitet. Sie sollen am Montag an die Betroffenen zur Unterzeichnung verschickt werden.
Nach Angaben von Kulturdezernent Nordhoff sollen die für die Privatisierung benötigten Mittel von bis zu 330 000 Euro sowie die geplanten jährlichen Zuschüsse nicht zu Kürzungen an anderer Stelle im Kulturetat führen. Die benötigen Mittel würden seinem Etat zusätzlich zur Verfügung gestellt.
Dem Beschluss des Magistrats vorausgegangen war die Abstimmung über einen von den SPD-Vertretern eingebrachten Änderungsantrag, der die Bewilligung von zusätzlichen Geldern für die Stadtteilbibliotheken vorsah. Hintergrund für den Antrag war der Unmut an der Frankfurter SPD-Basis darüber, dass die hochverschuldete Stadt das Ballett bezuschussen will, gleichzeitig aber Bibliotheken aus Geldmangel schließen muss.
Der in den Magistrat eingebrachte Änderungsantrag fand bei den Vertretern von CDU, Grünen und FDP allerdings keine Zustimmung. Unklar ist, was das anschließende Abstimmungsergebnis für das «Römerbündnis» bedeutet. Denn noch muss der Kooperationsvertrag im März durch die Stadtverordnetenversammlung. Das die SPD-Abgeordneten dem Projekt dort zustimmen, gilt in Magistratskreisen als unwahrscheinlich.
Guido Heisner