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Füssen: König-Ludwig-Musical steht vor dem Aus

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Füssen (ddp). Wegen finanzieller Schwierigkeiten steht das Füssener «Ludwig²»-Musical vor dem Aus. Auf einer Mitarbeiterversammlung am Donnerstagabend haben die Gesellschafter die sofortige Einstellung des Spielbetriebs beschlossen, wie eine Sprecherin des Festspielhauses Neuschwanstein sagte.

Als Grund nannte sie, dass die laufenden Lohnzahlungen zur Zeit nicht gesichert seien. Sie bestätigte damit einen Bericht der «Augsburger Allgemeinen» (Freitagausgabe)
Der neue Geschäftsführer Michael Mansfeld habe den Mitarbeitern mitgeteilt, dass er ihre Arbeitsleistung nicht mehr annehmen könne. «Es entspricht meiner Fürsorge für Mitarbeiter, keine Arbeitsleistung anzunehmen, wenn die Lohnzahlungen nicht gesichert sind», sagte der Traunsteiner Anwalt und Spezialist für Firmensanierung. Zugleich musste er die für den Samstag geplante Veranstaltung «Beatles Meets Classic» absagen, da die Zahlungen der Künstlergagen nicht gewährleistet seien.
Die Sprecherin betonte, die Gesellschafter seien bemüht, den Standort Füssen aufrecht zu erhalten und in den kommenden Tagen ein neues Konzept auszuarbeiten. Die Geschäftsleitung habe mit großer Freude zur Kenntnis genommen, dass ein Großteil der Mitarbeiter trotz der finanziellen Probleme seine Arbeit fortsetzen wolle.

Den Angaben nach war in den vergangenen Wochen die Vertrauensperson der Gesellschafter, Hans Musser, damit beauftragt, die finanzielle Situation des Festspielhauses zu klären. Nach einer neuerlichen Finanzspritze der Gesellschafter von mehr als zwei Millionen Euro sei feststellt geworden, dass dies möglicherweise immer noch nicht ausreiche. Auf Antrag der Gesellschafter sei daher gerichtlich der neue Geschäftsführer Mansfeld bestellt worden.

Mit dem Aus für das Musical würde bereits der zweite Versuch scheitern, am Fuße des Märchenschlosses Neuschwanstein ein Musical um Leben und Tod des bayerischen Königs Ludwig II. gewinnbringend zu inszenieren. Bereits das Vorgängerstück «Ludwig II. - Sehnsucht nach dem Paradies» war in finanzielle Schwierigkeiten geraten und hatte schließlich 2003 Insolvenz beantragen müssen.

Nachtrag I:
Nach der sofortigen Einstellung des Spielbetriebs am Festspielhaus Neuschwanstein will der gerichtlich bestellte Geschäftsführer Michael Mansfeld am Freitagmittag (13.00 Uhr) Einzelheiten zu den wirtschaftlichen Problemen nennen. Außerdem soll es auf der Pressekonferenz um ein Konzept zur Fortführung des Füssener Musicaltheaters gehen.


Nachtrag II:
Zukunft des Füssener Festspielhauses ungewiss

Füssen (ddp). Das Füssener Festspielhaus Neuschwanstein bleibt vorerst geschlossen. Der im Auftrag der Gesellschafter des Theaters vom Gericht als neuer Geschäftsführer bestellte Rechtsanwalt Michael Mansfeld sagte am Freitag, die Gehälter der rund 70 Mitarbeiter könnten nicht mehr gezahlt werden. Auch sämtliche Verträge mit den Schauspielern der Produktion «Ludwig²» lägen vorerst auf Eis, seien aber nicht gekündigt.

«Die Kassen sind leer», sagte Mansfeld. Das ausschließlich mit privaten Geldern finanzierte Festspielhaus habe aber noch keinen Insolvenzantrag gestellt. «Es laufen derzeit Gespräche der Gesellschafter mit potenziellen neuen Investoren», sagte der österreichische Unternehmensberater Hans Musser, der die finanzielle Situation des Füssener Theaters drei Wochen lang analysiert hat.

Im vergangenen Jahr habe die Auslastung zwischen 30 bis 50 Prozent geschwankt. Auf jede Eintrittskarte habe das Haus etwa 40 Euro draufzahlen müssen, um kostendeckend zu arbeiten, sagte Musser. Bis Ende kommender Woche solle ein Konzept zur Fortführung des
Spielbetriebs vorliegen.


Nachtrag III:
(ddp-Zusammenfassung:)Erneutes Ende eines Allgäuer Märchens

Füssen (ddp-bay). «Wegen technischer Probleme vorübergehend geschlossen» steht auf unzähligen Zetteln an der beeindruckenden Glasfassade des Festspielhauses Neuschwanstein in Füssen. In den zahllosen Fenstern spiegeln sich zwar die schneebedeckten Berge und das romantische Schloss des Märchenkönigs Ludwig II, im Theater selbst aber geht es weniger märchenhaft zu.

Auf einer rot-goldenen Couch in der «Königsloge» sitzt der gerichtlich bestellte Geschäftsführer Michael Mansfeld und seufzt: «Die Kassen sind leer». Seit Montag leitet der Rechtsanwalt aus Traunstein die Geschäfte des Theaters, und es wird schnell deutlich, dass es um die Existenz des Hauses geht. «Die Februargehälter der rund 70 Mitarbeiter des Theaters in Höhe von knapp 300 000 Euro konnten nicht mehr gezahlt werden», sagt Mansfeld und bestätigt, dass auch die Verträge der Schauspieler des Musicals «Ludwig²» vorerst auf Eis liegen.

«Wir haben die geplanten Veranstaltungen am Wochenende abgesagt und die Angestellten zunächst für eine Woche freigestellt», ergänzt Mansfeld. Er betont jedoch, man habe bislang keinen Insolvenzantrag gestellt. Gemeinsam mit dem Vertrauensmann der Gesellschafter, dem österreichischen Unternehmensberater Hans Musser, wolle man nach einen Konzept zur Fortführung des Spielbetriebs suchen.

«Es laufen derzeit Gespräche der Gesellschafter mit potenziellen, neuen Investoren» bestätigt Musser. Zu deren Identität will er sich derzeit aber nicht äußern. Mit Sondervorstellungen könne man darüber hinaus die Leerzeiten des riesigen Festspielhauses verkürzen, schlägt Musser vor. Darüber hinaus müsse die enge Kooperation mit regionalen Hoteliers gesucht werden, soll der Musicalstandort Füssen eine Zukunft haben.

Der Berater klagt über das «Katastrophenjahr» 2006. Drei Geschäftsführer wurden verschlissen und die Auslastung der Vorstellungen von «Ludwig²» habe maximal fünfzig Prozent betragen. «Die Gesellschafter haben auf jede verkaufte Eintrittskarte etwa 40 Euro draufzahlen müssen», sagt Musser. Er verschweigt aber nicht, dass die privaten Geldgeber viel zu spät nach einem alternativen Finanzierungskonzept gesucht haben. «Man hat erst relativ spät mit der Politik und den lokalen Hoteliers gesprochen.»

Die Gesellschafter seien «durchaus stolze Menschen, die nicht unbedingt Klinkenputzen gehen wollten», lautet seine Einschätzung. Mussers Angaben zufolge haben die privaten Geldgeber, die Kemptner Unternehmerfamilie Döbler, die Schwangauer Gräfinnen Pocci und die Wiesbadener Familie Fischer, seit ihrem Einstieg in das Musicaltheater Anfang 2005 knapp 20 Millionen Euro in das Festspielhaus investiert.

Der Füssener Bürgermeister Christian Gangl (CSU) bestätigt, dass es erst seit einigen Tagen Kontakt mit den Gesellschaftern gebe. «Das ist ein herber Nackenschlag für uns», sagt Gangl sichtlich betroffen. «Es hat sich abgezeichnet dass die Situation recht ausweglos war und man wohl in den sauren Apfel beißen musste, und das Theater vorerst schließen.» Für seine Stadt und den Tourismus im Ostallgäu ist der Bürgermeister aber dennoch optimistisch. «Wir haben in der Region genug touristische Standbeine, um auch diesen Schlag verkraften zu können», ist Gangls Devise.

Sorgen hat dem Bürgermeister das Festspielhaus Neuschwanstein schon in den vergangenen Jahren des Öfteren bereitet. Nach seiner Eröffnung im April 2000 sahen zwar fast eine Million Besucher das ursprüngliche Musical «Ludwig II - Sehnsucht nach dem Paradies» über Leben und Sterben des Märchenkönigs in Sichtweite seines weltberühmtes Schlosses. Zuviel Personal und ein zu großzügiger Umgang mit Geld waren für die Finanziers des ersten Musical-Projekts aber schließlich der Grund, die Notbremse zu ziehen und 2003 den Gang zum Insolvenzgericht anzutreten. Die neuen Gesellschafter wagten mit namhaften Künstlern einen Neuanfang, der nun ebenfalls in eine Sackgasse geraten ist.

Am Mittwoch will Mansfeld die Mitarbeiter und Schauspieler über den Gang der Gespräche mit den Investoren unterrichten. Bis zum Ende kommender Woche solle ein Konzept zur Fortführung des Spielbetriebs stehen und Klarheit über die Zukunft des Festspielhauses Neuschwanstein herrschen, betonte er. Bis dahin wolle man «die Schotten dicht machen».