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GEMA-Hörning: Die „Inkarnation der Innovation“ geht

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(nmz-thg) Wie bereits gestern gemeldet ist der 31. Mai der letzte Arbeitstag für GEMA-Marketing-Chef Henrik Hörning. Heute wurde die offizielle Pressemitteilung verschickt, die wir Ihnen gern übermitteln – versehen mit einem weiteren kleinen Kommentar:

Berlin/München, 30. Mai 2008: Henrik Hörning (40), Direktor Marketing bei der GEMA, wird seine Tätigkeit zum 31.Mai 2008 auf eigenen Wunsch beenden. Die Leitung der Direktion Marketing wird ab sofort und bis auf weiteres Bettina Müller, Pressesprecherin und Leitung Public Relations & Kommunikation, kommissarisch übernehmen. „Seit 2005 hat Henrik Hörning, anfangs als externer Berater und seit 2006 als Direktor Marketing, das Marketing bei der GEMA entscheidend mit aufgebaut. Der Vorstand und Henrik Hörning trennen sich in vertrauensvollem Einvernehmen. Wir wünschen Herrn Hörning für seinen weiteren beruflichen Werdegang viel Erfolg und danken ihm für die geleistete Arbeit“, so Dr. Harald Heker, Vorstandsvorsitzender der GEMA.

Grund zur Hoffnung?
(nmz-thg) Als gestern zwischen 17.00 und 18.00 Uhr Gema-Vorstand Harald Heker seine Direktoren über die „Personalie Hörning“ per eMail informierte, stand folgender Kommentar seit einer guten Stunde bereits im KIZ, dem Kulturinformations-Zentrum von Deutschem Kulturrat und nmz:

*First right step? Gema trennt sich von Marketing-Hörning*

Ein erster kleiner Hoffnungsfunke, weil so belegt ist, dass auch nach anderthalb Jahren „System Hörning“ bei der GEMA noch Flächen für Informationsfreiheit und Bewusstsein für die Funktion einer unabhängigen Presse vorhanden sind. Das spricht für eine über Jahre gut gewachsene Unternehmenskultur, deren Präsentation in den vergangenen 18 Monaten unter dem Dauer-Konfettiregen offenbar fehlgesteuerter Selbstdarstellung eben viel zu kurz kam. Niemand hätte Hörning sein industrieaffines Flatrate-Marketing verübelt, wäre parallel und glaubwürdig die kulturelle Potenz, die gesellschaftliche Bedeutung der Verwerter- und Kreativen-Gemeinschaft vermittelt worden – wie in den Jahren zuvor unter der Ägide von Hans Herwig Geyer. Dem aber stand eine weitgehend branchenfremde, vor fachlicher Kompetenz nicht gerade überbordende Berater-Persönlichkeit im Weg, wie sie sich eher schwache Vorstände zur Einleitung vermeintlicher Betriebs-Innovationen schützend gern ins Haus holen. Und damit doch nur eigene Entschluß-Schwäche, Konzeptionslosigkeit dokumentieren. Von reichlich flott verbranntem Geld ganz zu schweigen.

Hörning galt gema-intern und inoffiziell als Boss der Prätorianer-Garde von Harald Heker. Er war ein "Mitbringsel" aus Hekers auch nicht unbedingt ruhmreichen Börsenvereins-Zeiten. Branchenintern wurde dieser Import von Beginn an mit einem gewissen Haut-Gout verbunden - auch aus -wie man sieht berechtigten - Kompetenz-Zweifeln. Seit über einem Jahr wird Harald Heker nicht müde, ein neues Gema-Kulturprofil anzukündigen. Was hätte ein Hörning da schon liefern können? Am 19. Juni soll es aber soweit sein – da wird der Kulturbeutel zusammen mit einer Stellungnahme zur hoch gema-kritischen Sicht der Kulturenquete des Deutschen Bundestages angeblich aufgemacht – die Spannung steigt.

Den Hauptgrund für Hoffnung liefert allerdings der Gema-Aufsichtsrat: Er hat sich offensichtlich aus der Starre eines reportierten Moratoriums dem Vorstand gegenüber gelöst und ist an einer entscheidenden Stelle tätig geworden. Fein, dass dieser kompetente Kreis endlich angemessenen Einfluss nimmt. Wenn es dem Aufsichtsrat gelingt, die Marketing-Spitze wieder mit einer umfassend gebildeten, auch kulturkompetenten Persönlichkeit zu besetzen, dürfte der nächste Konflikt allerdings vorprogrammiert sein: denn dann stehen mit Sicherheit Umsetzungs-Fights mit dem real existierenden Vorstand an. Und es wird sich zeigen, ob die Hörning-Trennung ein „Bauernopfer“ war – wie aus Ratskreisen nebenbei verlautete – oder ob weitergehende Konsequenzen unumgänglich sind.

Ein älterer Beitrag zum Thema:
*GEMA pro toto*
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