Hauptrubrik
Banner Full-Size

Görlitzer Bewerbung zur Kulturhauptstadt füllt 120 Seiten

Publikationsdatum
Body

Görlitz bewirbt sich als einer von 17 Orten in Deutschland, um als Kulturhauptstadt für ein Jahr im Blickpunkt der europäischen Öffentlichkeit zu stehen. Die Stadt an der deutsch-polnischen Grenze hebt in ihrem Konzept vor allem auf die Partnerschaft mit dem benachbarten Zgorzelec ab.


Görlitz (ddp-lsc). Im Görlitzer Kulturhauptstadt-Büro geht es in diesen Tagen besonders geschäftig zu. Das Team um Projektmanager Peter Baumgardt ist ganz auf den 31. März fixiert, um die Bewerbung für die Kulturhauptstadt Europas 2010 rechtzeitig fertig zu stellen. Pünktlich zum Ende der Abgabefrist sollen die Unterlagen in Dresden an die Staatsregierung übergeben werden. Das Görlitzer Konzept für 2010 füllt rund 120 Seiten eines illustrierten Bandes.

Görlitz bewirbt sich als einer von 17 Orten in Deutschland, um als Kulturhauptstadt für ein Jahr im Blickpunkt der europäischen Öffentlichkeit zu stehen. Die Stadt an der deutsch-polnischen Grenze hebt in ihrem Konzept vor allem auf die Partnerschaft mit dem benachbarten Zgorzelec ab. «Wir setzen auf das Politikum der Grenzlage und sehen uns als ein Laboratorium der europäischen kulturellen Integration», beschreibt Peter Baumgardt das Anliegen. Die Stadt mit zwei Nationen soll sich 2010 mit einem «Brückenpark» als neuer gemeinsamer Mitte präsentieren.

Überhaupt ist das grenzüberschreitende Vorhaben das hervorstechende Referenzprojekt der Europastadt Görlitz/Zgorzelec in der Bewerbung. Ein Brückenschlag von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft solle damit gelingen, wünscht sich Baumgardt. Kultur-, Bildungs- und Erholungseinrichtungen sollen in dem künftigen geistig-kulturellen Zentrum entstehen. Platz dafür gebe es auf brachliegenden Flächen an der Neiße. Derzeit ungepflegte Uferwege werden zu einem grünen Band, zu einer Kulturpromenade umgestaltet, blickt Baumgardt voraus. Er stellt sich auch zwei neue Brücken vor, über die die Menschen auf die andere Seite gelangen können. Bislang verbindet Görlitz und Zgorzelec nur der Grenzübergang an der Stadthalle. Seit Mai 2003 ist eine Altstadtbrücke im Bau.

Eine neue Funktion sollen die drei signifikanten Bauwerke des künftigen Brückenparks erhalten: die Stadthalle und die ehemalige Synagoge auf deutscher Seite sowie am östlichen Ufer das Dom Kultury, wo sich vor dem Zweiten Weltkrieg das Kaiser-Friedrich-Museum befand. Im Gespräch sind außerdem der Bau eines Kongresszentrums in Zgorzelec, die Einrichtung eines Forums der zeitgenössischen Kunst sowie eines deutsch-polnischen Literaturzentrums.

Görlitz gilt als aussichtsreicher Kandidat für den Kulturhauptstadt-Titel. Bei einer Umfrage, die derzeit auf den Internetseiten des Informationsportals zur Kulturhauptstadt Europas 2010 läuft, liegt Görlitz vorn. «Das alles ist Umfrage-Arithmetik», sagt Baumgardt realistisch. «Unsere Chancen stehen 1 zu 17.» Wenn die Bewerbungsunterlagen abgegeben sind, konzentriert er sich mit seinen Mitstreitern zunächst auf die künstlerischen Vorhaben dieses Jahres. Im September etwa soll eine «KlangSpurEuropa» durch die seit 1945 geteilte Stadt gelegt werden. Der Schweizer Komponist Daniel Ott und der deutsche Künstler Bernhard Kremser werden die grenzüberschreitende Performance gestalten.

Bis Ende 2005 fällt in Brüssel die endgültige Entscheidung, wer den begehrten Titel für 2010 erhält. Beschlossen ist inzwischen, dass Europa ab 2008 zwei Kulturhauptstädte haben wird. Eine davon sollen die neuen EU-Länder alljährlich wechselnd stellen. Demnach wird 2010 jeweils eine Kulturhauptstadt in Deutschland und Ungarn liegen. Möglicherweise zieht Görlitz dann zusammen mit Budapest, Györ, Sopron oder einer anderen ungarischen Stadt Europas Interesse auf sich.

Anett Böttger

http://www.goerlitz2010.de / http://www.kultur2010.de