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Hamburg: Ingo Metzmacher droht mit Rücktritt

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Die hansestädtische Kulturbehörde hat der Hamburger Staatsoper vorgeworfen, unverantwortlich mit den Rücklagen umzugehen. Dem widersetzt sich Intendant Ingo Metzmacher und droht jetzt mit Rücktritt.

Im Hamburger Abendblatt nahm Metzmacher Stellung zu den Vorwürfen der Kultursenatorin Dana Horakova: "Wir haben selbst eine enorm hohe Rücklage erwirtschaftet, und diese sollte dazu dienen, dass wir 2003, am Ende der Zuwendungsgarantie, mit einer schwarzen Null in den Büchern dastehen. Da werden wir auch stehen. Zu behaupten, wir würden mit diesem Geld unverantwortlich umgehen, ist einfach nicht wahr. Und: Wir mussten die dringend notwendige Reparatur der Untermaschinerie in diesem Sommer mit einer Million Euro aus dieser Rücklage finanzieren, obwohl dies Sache der Stadt als Eigentümerin des Gebäudes ist."

Auf die Frage nach dem Stand der Verhandlungen über seine Vertragsverlängerung sagte Metzmacher: "Die Stadt hat mir bei meiner Vertragsverlängerung vor drei Jahren ein Sonderkündigungsrecht eingeräumt für den Fall, dass nach Beendigung der Zuwendungsgarantie im Sommer 2003 Tarif- und Kostensteigerungen nicht ausgeglichen werden. Ich habe mir das damals in den Vertrag hineinschreiben lassen, weil ich in der Verantwortung für Oper und Philharmoniker stehe und weil ich wollte, dass - wer immer dann politisch das Sagen hat - ernsthaft darüber geredet wird, wie diese Institutionen weiter finanziert werden, um die künstlerische Arbeit fortzusetzen. Es geht also nicht um Vertragsverlängerung. Ich denke darüber nach, ob ich über den nächsten Sommer hinaus überhaupt hier bleiben kann."

Folgende Forderungen hat Metzmacher an die Stadt: "Unsere Forderungen liegen der Kulturbehörde seit einem halben Jahr vor. Wir sind der Meinung, dass das Philharmonische Staatsorchester 500 000 Euro braucht und die Staatsoper eine Million Euro - das entspricht in etwa den Personalkostensteigerungen der letzten vier Jahre. Es finden aber keine Gespräche darüber statt. Die einzige Mitteilung, die wir bislang haben, ist, dass bis zu 2,5 Prozent der Tariferhöhung ab Sommer 2003 übernommen werden. Das wird aber bei weitem nicht reichen, denn es geht nicht nur um Tarifsteigerungen."

Zahlen:
Der Gesamtetat der Hamburgischen Staatsoper betrug in der Spielzeit 2000/2001 56 Mio. Euro, davon waren 40,6 Mio. Euro staatlicher Spielbetriebszuschuss, die eigenen Erträge: 15,8 Mio. Euro. Die Auslastung lag bei 91 Prozent, es wurden 379 671 Besucher verbucht. Das Haus hat 1672 Plätze und 13 800 Abonnenten. Das Philharmonische Staatsorchester hatte ein Gesamtbudget von 13,8 Mio. Euro. Zuschuss der Oper: 7,864 Mio. Euro, von der Stadt kamen 4,918 Mio. Euro. Die Eigeneinnahmen betrugen 690 000 Euro. Es gibt 1580 Abonnenten, die Platzauslastung in den Abo-Konzerten beträgt 67 Prozent.