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Hartz zum Musikrat, Siemens Preis für Biermösl-Blosn

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taktlos – nachrichten # 109: +++ Der neue künstlerische Geschäftsführer des Deutschen Musikrates heißt Peter Hartz +++ Führende Musik-Manager fliehen den alten Kontinent +++ Preis für „Neue Volksjodelei“ +++ Auftrittsverbot für den Organisten Ton Koopman +++ „Volkstümliche Musik“ bei Jugend musiziert +++ Siemens-Musikpreis für die Biermösl-Blosn +++ (und die spielt wunderbar und höchst live bei http://www.nmz.de/taktlos )

Berlin/Bonn: Der neue künstlerische Geschäftsführer des Deutschen Musikrates heißt Peter Hartz. Als ehemaliger Volkswagen-Personal-Vorstand und visionärer Sozial-Reformer sei Hartz für diese Tätigkeit prädestiniert, äußerte Musikrats-Präsident Martin Maria Krüger freudestrahlend bei einem Empfang im Wolfsburger Night-Club „Je t´aime“. Hartz konnte sich im Rahmen eines aufwändigen Assessment-Verfahrens gegen Christian Thielemann und Dieter Bohlen durchsetzen.

Dubai / New York: Fluchtartig verlassen führende Musik-Manager den alten Kontinent Europa. Während sich Gerard Mortier nach New York abgesetzt hat, übersiedelt Ex-Intendant Michael Schindhelm nach Dubai. Übereinstimmend äußerten beide, dass die Arbeitsbedingungen für Frühstücks-Direktoren in Deutschland unerträglich, ja indiskutabel geworden seien.

Oberammergau. Einen Preis für „Neue Volksjodelei“ hat der Bezirksverband oberbayerischer Jodler ausgeschrieben. Bekanntlich sei das Jodel-Repertoire relativ eng und zudem habe die Jodelzunft mit Nachwuchssorgen zu kämpfen. Die im letzten Jahr gemeinsam mit Lederhosn-TV durchgeführte Show „Bayern sucht den Superjodler“ floppte mangels Beteiligung und Qualität. Allerdings wurden die drei Kandidaten einfach an „Deutschland sucht den Superstar“ weitergeleitet, wo sie prompt Platzierungen unter den besten zehn Kandidaten erreichten.

Duderstadt. Auftrittsverbot für den renommierten Organisten Ton Koopman in Duderstadt. Angeblich habe er mit seinem „harten Anschlag schon mehrere Orgeln ruiniert“, so die Anschuldigungen des Regionalkantors Paul Hegemann, an dessen Orgel ein Konzert mit Koopman stattfinden sollte. "Aus Fernseh- und CD-Aufnahmen sei zu entnehmen“, so Hegemann, „dass Ton Koopman mit einem zu kräftigen Anschlag spielt. Wir haben uns entschieden, seine Konzerte aufgrund unserer Fürsorgepflicht gegenüber den Instrumenten abzusagen.“ Für Koopman entbehren diese Befürchtungen allerdings jeder Grundlage: „Es ist Bestandteil meines Berufsbildes, dass ich die Orgel schlage, meinte der Organist.“

Berlin/Bonn. Der Deutsche Musikrat geht mit der Zeit. Beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ wurde als neue Kategorie „Volkstümliche Musik“ eingeführt - dies hatten die Pop-Vertreter im ansonsten gelegentlich demokratisch agierenden Präsidium durchgesetzt. „Wir können die musikalische Bedeutung der volkstümlichen Musik nicht länger ignorieren und müssen uns jeden besserwisserischen Dünkels entledigen. Wer heute die Weichen in Richtung volkstümlicher Musik stellt, wird auch in Zukunft unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft marktkonforme Individuen liefern“, sagte Udo Dahmen bei einer eilends einberufenen Pressekonferenz in der Konzernzentrale von Aldi Nord.

Günzlhofen/Ascholding: Der mit 300-tausend Euro ausgestattete, hoch renommierte Ernst-von-Siemens-Musikpreis geht kommendes Jahr etwas überraschend an das Ensemble „Biermösl-Blosn“. Eine Analyse des kompositorischen Schaffens dieser „Blosn“ habe erstaunliche Affinitäten zu früheren Preisträgern wie Wolfgang Rihm oder Brian Ferneyhough ergeben bei ultimativer Entkomplexifikation des autochthonen Klangmaterials, heißt es in der Jury-Begründung. „Außerdem wollten wir uns mal auf das riskante Feld der zeitgenössischen Musik vorwagen“, so Preis-Kurator Thomas Angyan.
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