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Hat die Staatsoperette Dresden eine Zukunft?

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Mitte Oktober lehnte die Stadt Dresden den Bau eines neuen Gebäudekomplexes am innerstädtischen Wiener Platz ab, in dem auch die stadteigene Staatsoperette eine neue Heimstatt finden sollte. Der Intendant des einzigen selbstständigen Operettentheaters im deutschsprachigen Raum nimmt Stellung zur städtischen Entscheidung.

PRESSEMITTEILUNG

Wolfgang Schaller, Intendant der Staatsoperette Dresden, ist enttäuscht über das negative Ergebnis des Ausschreibungsverfahrens zum Neubau des Hauses im Dresdner Stadtzentrum. Schaller kritisiert, dass er seitens der Stadtverwaltung trotz seines Angebots nicht in weitere Gesprächsabläufe einbezogen wurde, nachdem das Ergebnis klar war. Die ihm üblicherweise auferlegte Schweigepflicht verhinderte nicht nur eigene mögliche Aktivitäten, sondern zwang ihn auch, das Vertrauen und die Loyalität seiner Mitarbeiter zu belasten. Diese signalisierten, im Falle des Neubaus auf jegliche Tarifsteigerungen zu verzichten, was bis 2013 in der Summe eine Ersparnis von 14,3 Millionen Euro bedeuten würde.
Die Staatsoperette zeigt sich selbstverständlich allen konstruktiven Vorschlägen und Gesprächsangeboten gegenüber offen, aber die Stadtverwaltung stellt momentan nur zwei alte Vorschläge zur Debatte. Zum einen die Kooperation mit dem Staatsschauspiel, die schon seit dem Jahre 2005 durch die eindeutigen Ergebnisse der Expertengruppe als zu teuer und wirtschaftlich unrentabel (Steigerung der Betriebskosten, kaum Mehreinnahmen) verworfen wurde.
Der zweite Vorschlag der Stadtverwaltung ist die Ertüchtigung des jetzigen Nachkriegs-Standorts in Dresden-Leuben, dem jedoch das aktuelle Theatergutachten kürzlich erst ein künstlerisches Handicap und erhebliche Nachteile „im Hinblick auf den Tourismus“ bescheinigte. Die Ertüchtigung würde einerseits eine Investition der Stadt in Höhe von 10 bis 16 Millionen Euro bedeuten und zugleich zum Verzicht auf die 14,3 Millionen Euro Einsparangebot der Künstler und Mitarbeiter der Staatsoperette führen. Insgesamt also eine Summe, die bei geschätzten 30-40 Millionen Euro für einen Neubau bereits eine mehr als solide Grundfinanzierung bedeuten könnte.
Gegenüber dem bisherigen Neubaukonzept, das zweifellos überprüft werden muss, würde – bei neutraler Kalkulation – eine Sanierung der Leubener Spielstätte den Stadthaushalt bis 2016 voraussichtlich mit knapp 29 Millionen Euro mehr als ein Neubau belasten. Bevor diese Rechnung nicht überprüft ist, gibt es kein Alternativ-Modell, das für die Stadt preiswerter und nützlicher ist als ein Neubau.
Die in der vergangenen Spielzeit trotz aller gegebenen Nachteile in Bausubstanz und lokaler Randlage von 85 auf 89 % gestiegene Auslastung zeigt die Staatsoperette in einer Spitzenposition in Deutschland und unterstützt die konservativ kalkulierte Verdopplung der Einnahmen in einem Neubau in der Stadtmitte. Dieser, den Dresdnern und den Touristen zugewandte Schritt erscheint der Leitung der Staatsoperette angesichts der derzeit im gesamten deutschen Sprachraum sichtbaren Renaissance der Operette als die sinnvollste Möglichkeit, die „Stärken zu stärken“ und das Haus zum unverwechselbaren Markenzeichen zu machen.

15. Oktober 2007
Staatsoperette Dresden