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Hoffnung für Kudamm-Bühnen

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Boulevard hat Zukunft - Wowereit besucht von Schließung bedrohte Kudamm-Bühnen - Alte Standorte sollen bleiben


Berlin (ddp-bln). Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) setzt sich für den Erhalt der von Schließung bedrohten Kudamm-Bühnen an ihrem jetzigen Standorten ein. Das Theater und die Komödie am Kurfürstendamm seien Bestandteile des kulturellen Lebens in Berlin, sagte Wowereit am Donnerstag bei einem Solidaritätsbesuch. Die beiden privaten Bühnen hätten erfolgreich einen Generations- und Programmwechsel vollzogen und kämen ohne staatliche Subventionen aus. Boulevard sei ein Genre, das immer seine Berechtigung habe, wenn es modernisiert werde. Das sei der Komödie und dem Theater am Kurfürstendamm gelungen. «Boulevard hat Zukunft in Berlin», betonte Wowereit. Beide Häuser müssten daher an ihren alten Standorten bleiben.

Der Eigentümer des Kudamm-Karrees, der zur Deutschen Bank gehörende Immobilienfonds DB Real Estate, hat den Mietvertrag für beide Bühnen zum 31. Dezember 2006 gekündigt. Der Komplex soll umgebaut werden, geplant ist unter anderem ein Einkaufszentrum. Künftig soll nur noch ein Theater seinen Platz in einem oberen Stockwerk des Komplexes haben.

Wowereit betonte, es gehe nicht nur «um ein Stück Kultur», sondern auch um die Zukunft der Immobilie Kudamm-Karree. Die Theater könnten auch nach 20.00 Uhr Publikum anlocken und seien damit ein attraktives Umfeld für Mieter. Investoren und Theater müssten sich an einen runden Tisch setzen und zu einer fairen und für die Bühnen akzeptablen Lösung kommen. Die Theater sollten am alten Platz zu einer bezahlbaren Miete existieren und die Eigentümer den Gebäudekomplex attraktiver gestalten können. Wowereit unterstrich, es sei gut, dass das Kudamm-Karree eine Veränderung erfahren solle. Das Areal sei derzeit nicht in optimalem Zustand.

Der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, habe ihm schnell auf seinen Brief geantwortet, fügte Wowereit hinzu. Das sei ein positives Zeichen, da das Unternehmen offenbar an einer einvernehmlichen Lösung interessiert sei. Es werde demnächst Gespräche über die Zukunft der Theater geben.

Der CDU-Kulturexperte Uwe Lehmann-Brauns forderte Wowereit auf, dem Chef der Deutschen Bank vor Augen zu führen, welche Wirkung es für das Unternehmen habe, wenn in seinem Auftrag «die Abrissbagger zwei im Westen der Stadt etablierte und beim Publikum beliebte Theater zerstören und abräumen».

Wowereit sagte, die Stadt Berlin könne nichts diktieren, da es sich um private Immobilien und Verträge handele. Einflussmöglichkeiten bestünden über die Erteilung von Baugenehmigungen und die Mobilisierung der Öffentlichkeit. Wowereit lobte die Berliner, die sich mit ihren Unterschriften für den Erhalt der Bühnen einsetzten und trug sich ebenfalls in eine Liste ein. Nach Angaben einer Theatersprecherin sind bisher mehr als 10 000 Unterschriften von beiden Bühnen gesammelt worden.

Theaterdirektor Martin Woelffer bezeichnete den Besuch des Regierenden Bürgermeisters als «große Ehre». Auch das Engagement der Berliner für die Theater mache Hoffnung. Woelffer fügte hinzu, es gebe keine konkreten Überlegungen zu einem neuen Standort für die Bühnen, da man am alten Platz bleiben wolle. «Sobald man über Alternativen nachdenkt, gibt man das hier auf», betonte er.

Die Komödie hat 600 Plätze, das Theater am Kurfürstendamm 800 Plätze. Zusammen mit Werkstätten und Büros belegen beide Bühnen den Angaben zufolge rund 3500 Quadratmeter.

Claudia Stäuble