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Hamburg (ddp). Am 2. April wird in Hamburg der Grundstein für das Konzerthaus Elbphilharmonie gelegt. Über das geplante neue Hamburger Wahrzeichen sprach ddp-Korrespondentin Nadine Schimroszik mit der Hamburger Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos).
ddp: Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere an dem Architekturentwurf des schweizerischen Architekturbüros Herzog & de Meuron, nach dem die gläserne Elbphilharmonie auf dem Kaispeicher A entsteht?Welck: Das Tolle ist, dass er von Bürgern dieser Stadt an die Politik herangetragen wurde und gleich so überzeugt hat, dass alle begeistert waren - die Öffentlichkeit genauso wie die Politiker. Die Architekten sagen immer, dass allein der Standort für sie ein Akupunkturpunkt von Hamburg ist. Das finde ich ein sehr schönes Bild. Es ist wahrscheinlich einmalig auf der Welt, dass ein Projekt so in eine Stadt hineingetragen wurde und dann immer stärker die Menschen gewonnen hat. Das zeigt sich in Form der bisher eingegangenen Spenden von mehr als 64 Millionen Euro.
ddp: Was bedeutete die Zustimmung der Hamburger Bürgerschaft am 28. Februar zum Bau für Sie?
Welck: Die Elbphilharmonie ist ein Projekt, das wir nicht für uns bauen, sondern für die Generation nach uns. Wir sind deshalb froh, dass das Vorhaben von der Bürgerschaft einstimmig beschlossen wurde.
ddp: Die höheren Kosten für die Elbphilharmonie haben für viel Aufruhr gesorgt. Waren sie nötig?
Welck: Ich war über die höheren Kosten zunächst deprimiert. Leider muss die Stadt jetzt mehr Geld ausgeben, als zuvor angenommen. Man kann diese Kostensteigerung, Gott sei Dank, sehr gut begründen. Schließlich hat sich das Projekt seit der Studie wesentlich verändert. Die Bruttogeschossfläche ist vergrößert worden, im alten Kaispeicher sind ganze Partien zur Nutzung für den Konzertbetrieb hinzugekommen und einige Energiesparmaßnahmen beschlossen worden. Allerdings habe ich jetzt auch die große Hoffnung, dass durch die Verträge ein Endpreis mit den Investoren, die auch bauen werden, verhandelt worden ist. Zudem muss ich sagen, dass im Verhältnis zu anderen Konzerthallen, die weltweit in den letzten Jahren gebaut worden sind, die Kosten für die Elbphilharmonie relativ gering sind. Das kam auch durch das Public-Private-Partnership zu Stande.
ddp: In der jüngsten Zeit ist viel über die Betriebskosten der Elbphilharmonie diskutiert worden. Gibt es dafür bereits eine Lösung?
Welck: Wir haben in das jetzige Konzept bereits die Betriebskosten für die kommenden 20 Jahre eingerechnet. Damit ist die Deckung der reinen Betriebskosten schon geschehen. Die Kosten für den Konzertbetrieb werden vom allgemeinen Haushalt finanziert und nicht von Teilen der Kulturetats. Das Betriebskosten-Defizit in Höhe von jährlich rund 3,6 Millionen Euro versuchen wir noch durch das Einwerben von Spenden zu mindern. Durch eine Betriebskostenstiftung soll der laufende Betrieb dann aus den Kapitalerträgen der Stiftung unterstützt werden. 17 Millionen Euro haben sich bereits als Stiftungskapital angesammelt.
ddp: Der neue SPD-Spitzenkandidat Michael Naumann fordert für die Elbphilharmonie eine klare kulturpolitische Strategie. Ist diese noch nicht vorhanden?
Welck: Ich glaube, dass jeder Spitzenkandidat irgendwelche Thesen aufstellen muss. Aus meiner Sicht ist die Strategie ziemlich klar. Hamburg soll zu einer Musik- und Kulturmetropole werden. Das wird einmal durch den Bau der Elbphilharmonie befördert, aber auch durch viele begleitende Maßnahmen. Die Elbphilharmonie ist einfach der Motor für viele Aktionen.
ddp: Welche Vision haben Sie von der Elbphilharmonie 2010?
Welck: Der designierte Intendant Christoph Lieben-Seutter sagt ganz klar, dass er sich ein breit gefächertes Programm vorstellt. Von der E-Musik über die Weltmusik bis hin zu Jazz und Pop. Ein wichtiger Bereich wird auch die Vermittlung von Musik. Das Bild von der Elbphilharmonie wird das Bild von Deutschland bestimmen, so wie das Bild von der Oper in Sydney unser Bild von Australien ausmacht.