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Ioan Holender über seine Berlin-Tätigkeit

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Während sich für Ioan Holender die Erfolgsmeldungen die Wiener Staatsoper betreffend überschlagen, ist seine Beratertätigkeit für die Deutsche Oper Berlin nach wie vor problematisch. Holender äußerte sich dazu in einem Pressegespräch.

orf - Die bisherige Saison-Auslastung der Wiener Staatsoper beträgt bei den Sitzplätzen 95,43 Prozent, das sind fünf Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres oder 300.000 Euro Mehreinnahmen. "Das ist sehr erfreulich", meinte Staatsoperndirektor Ioan Holender bei einem Pressegespräch am Freitag. Der neue Musikdirektor Seiji Ozawa sei "ein Segen für dieses Haus" und übertreffe in der Intensität seines Engagements alle Erwartungen. Hervorragend sei auch das neue Schulprojekt angelaufen, bei dem man Kindern die Möglichkeit biete, intensiv betreut das Haus und ein Werk kennenzulernen. Im Mittelpunkt des Gesprächs stand jedoch Holenders Beratertätigkeit für die Deutsche Oper Berlin.

Der Staatsoperndirektor betonte, er habe mit der laufenden Spielzeit des amtierenden Intendanten Udo Zimmermann nichts zu tun, sei aber von Berlins Kultursenator Thomas Flierl (PDS) gebeten worden, für die kommenden zwei Spielzeiten als Berater zu Verfügung zu stehen. "Mich ehrt das und mich freut das. Ich finde das auch eine Auszeichnung für die Staatsoper." Im Konkreten bedeute dies, dass er gemeinsam mit der Geschäftsführung der Deutschen Oper die Pläne sichte und bei den "Dingen, die nicht gemacht wurden - und das sind nicht wenige -" seine Meinung äußere. Der Unterschied zu seiner Wiener Tätigkeit sei eindeutig, meinte Holender: "Dort können sie auf mich hören, hier müssen sie es."

Konkret betreffen seine Ratschläge vor allem Besetzungsfragen - wobei er allerdings nicht "operativ tätig" würde -, bei denen auch die Vervollständigung des Ensembles im Mittelpunkt stünde. Weiters versuche er, die Anzahl der Dirigate des Generalmusikdirektor Christian Thielemann zu steigern, "Doubletten und Tripletten" mit den anderen Berliner Häusern zu vermeiden, geplante Wiederaufnahmen zu hinterfragen sowie eine vermehrte Bespielung etwa an ansonsten spielfreien Montagen durchzusetzen. In die Premierenplanung greife er nicht ein, versicherte Holender. "Ich versuche diesem ziemlich gerüttelten Haus eine Identität zu geben - das kann nur über Qualität gehen."

Sein Engagement als Berater sieht Holender als Zwischenlösung der Berliner Kulturpolitik an, weil man keinen Nachfolger für Udo Zimmermann bestellen wolle, ohne die künftigen Strukturen zu kennen. "Findet man dort früher eine Lösung, habe ich auch kein Problem damit, vorher damit aufzuhören." Er erhalte für die Beratung eine Pauschale und habe keinerlei Anwesenheitspflichten in Berlin. "Das führt in keiner Weise zu gebremster Energie für Wien." Er sei der festen Überzeugung, dass die Berliner Opernsituation nur durch eine bisher "nicht existente Berliner Operndramaturgie" zu lösen wäre ("eine imperative Koordination" nennt es Holender), hätte aber keinerlei Befugnis in dieser Richtung tätig zu werden.

"Ein Theater, das immer mehr Geld braucht und immer weniger Zuschauer hat, kriegt Probleme mit der Politik. Ich verstehe das", meinte Holender mit Blick auf die Deutsche Oper Berlin. Was die Wiener Staatsoper angehe, so benötige diese dringend im kommenden Jahr die lange geforderte Erhöhung der gesetzlichen Basisabdeckung. "Ich verlange nicht mehr Geld für die Kunst, aber ich kann die laufenden Bezugserhöhungen nicht mehr aus dem eigenen Budget auffangen." Die nächste Aufsichtsratssitzung ist laut Holender am 22. Jänner, dabei müsse die Planung der kommenden Spielzeiten abgesegnet werden.
Die Bestellung von Rudolf Berger zum Volksopern-Direktor halte er für gut: "Ich glaube, er wird dort das spielen, was die Volksoper spielen sollte und das Angebot verbreitern. Die Zusammenarbeit mit der Staatsoper wird sicher besser sein - denn schlechter kann sie nicht mehr werden."