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Jonas: BR-Rundfunkorchester ist Geisel im politischen Streit

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Der Intendant der Bayerischen Staatsoper, Sir Peter Jonas, hat die geplante Auflösung des BR-Rundfunkorchesters scharf kritisiert. Der traditionsreiche Klangkörper werde im aktuellen politische Streit um die Erhöhung der Rundfunkgebühren «in Geiselhaft» genommen, sagte Jonas am Mittwoch in München.

München (ddp-bay). Offenbar gebe es einen Automatismus, wonach zuerst kulturelle Opfer gebracht werden müssten. Dies sei jedoch ein «gefährlicher Weg».

In einem Brief an den Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks (BR), der der Nachrichtenagentur ddp vorliegt, war Jonas hart mit der Politik des Senders ins Gericht gegangen. Die Auflösung des Klangkörpers sei ein «Verrat an der Hauptmission der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland», wie sie von den Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg in die Tat umgesetzt worden sei, nämlich Kultur und Bildung in der demokratischen deutschen Nachkriegsgesellschaft eine herausragende Rolle zu geben.

In diesem Geiste sei auch das BR-Rundfunkorchester gegründet worden. Sein Wert bestehe in seiner breiten Akzeptanz. Wenn man dann noch die «nachgewiesene Produktivität» des Orchesters bedenke, seien die Pläne «zutiefst schockierend». Jonas äußerte die Befürchtung, dass nun auch in anderen Bundesländern ähnliche Kürzungsbeschlüsse folgen könnten. Dies würde «den Politikern, auf deren Totempfahl populistischer Prioritäten die Bewahrung und Entwicklung der Musikkultur ganz unten angesiedelt ist, geradezu in die Hände spielen».

Der BR-Rundfunkrat hatte jüngst nach heftiger Debatte die Auflösung des Rundfunkorchesters zum Ende der Spielzeit 2005/2006 als Reaktion auf die geplante Gebührenerhöhung beschlossen. Nach einem Vorschlag der Ministerpräsidenten soll die Rundfunkgebühr zum 1. April 2005 nur um 88 Cent angehoben werden. Die Ministerpräsidenten, allen voran Bayerns Regierungschef Edmund Stoiber (CSU), setzten sich damit über den Vorschlag einer unabhängigen Kommission hinweg. Die hatte eine Erhöhung um 1,09 Euro auf dann 17,24 Euro zum 1. Januar empfohlen.

Beim BR steht neben dem Rundfunkorchester möglicherweise auch die Existenz des renommierten ARD-Musikwettbewerbes in Frage, nachdem der Südwestrundfunk (SWR) laut einem Zeitungsbericht angekündigt hatte, seine Zuwendungen an den Wettbewerb einzustellen. Ähnlich hatte sich auch der Westdeutsche Rundfunk (WDR) eingelassen. Die möglichen Auswirkungen dieser Entscheidungen würden zur Zeit geprüft, sagte eine BR-Sprecherin.

s. auch: http://nmz.de/kiz/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=836…
http://nmz.de/kiz/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=835…