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Kein Ballermann auf der Wiesn

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Die Musik auf dem Münchner Oktoberfest soll in diesem Jahr wieder ruhiger werden. Vor 18.00 Uhr dürfen in den Festzelten keine aufheizenden Partyhits mehr gespielt, wie der Stadtrat am Dienstag in München beschloss.

München (ddp). Dröhnende Bässe, auf den Tischen tanzende Wiesn-Besucher und bierselige Partystimmung: So präsentierte sich das Oktoberfest in den vergangenen Jahren den Gästen aus aller Welt. Aber damit soll von nun an Schluss sein - zumindest vor 18.00 Uhr. Denn vor diesem Zeitpunkt dürfen in den Festzelten keine aufheizenden Partyhits mehr gespielt werden, wie der Stadtrat am Dienstag in München einstimmig beschloss. CSU-Stadtrat Helmut Pfundstein (CSU) sagte, eine «ballermannähnliche Situation», wie in den Vorjahren üblich, dürfe es nicht mehr geben. «Das ist auch keine Werbung für die Wiesn», betonte er.

Befürchtungen, anstelle von Gröl- und Mitklatsch-Dauerbrennern wie «Hey Baby» oder «Living next door to Alice» werde nun nur noch traditionelle Volksmusik geboten, muss aber niemand haben. Denn bei der Einschränkung geht es darum, wie die Musik gespielt wird, und nicht welche Art von Musik erklingt, wie der Chef des für die Sicherheit zuständigen Kreisverwaltungsreferats, Wilfried Blume-Beyerle, betonte. «Man kann ein Requiem von Mozart so spielen, dass alle auf dem Tisch stehen, oder den Mambo Nr. 5 so, dass alle einschlafen», sagte er.

«Durch die Art und Lautstärke der Musik wird die Stimmung der Gäste beeinflusst», heißt es in dem am Dienstag gefassten Beschluss zur Begründung. Immer mehr Jugendliche sähen die Zelte als Partyort und belegten gerade an den Wochenenden die reservierungsfreien Bereiche über einen längeren Zeitraum. Dies führe zu einer zunehmenden Alkoholisierung und Aggressionen. Ein Trend, dem es mit der Vorschrift entgegenzuwirken gelte.

«Die Musik ist ein kardinaler Punkt», zeigte sich Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl mit dem Stadtratsbeschluss zufrieden. Dass dadurch die Wirte Umsätze einbüßen, fürchtet sie nicht. Im Gegenteil: Weishäupl rechnet damit, dass der eine oder andere noch einen Schweinsbraten oder ein Hendl mehr bestellt, wenn einem nicht «die Ohrwaschln runterfallen vor lauter Krach». Neben der Art der Musik werde auch die Lautstärke, die dem Beschluss zufolge vor 18.00 Uhr 85 Dezibel und nach 18.00 Uhr 90 Dezibel nicht übersteigen darf, «strikt überwacht«.

Dagegen darf manch anderes potenzielle Sicherheitshemmnis trotz des Bemühens um mehr und bessere Rettungswege auf der Wiesn bleiben: Zwar stünden die langen Brauereigespanne im Fall einer notwendigen schnellen Räumung von Zelten »schlicht im Weg«, erklärte Blume-Beyerle. Dennoch seien sie ein »wirklicher Teil« des Brauchtums und auch »optisch wunderschön anzuschauen«.

»Es ist eine Frage des Wieviel und Wo«, unterstrich Pfundstein. Zurzeit würden darüber Gespräche mit den Brauereien geführt. Wenigstens an Samstagen und Sonntagen, wenn viele Kinder unter den Besuchern seien, sollten die Brauereigespanne auch weiter zu bewundern sein, forderte er.

Fest steht dagegen eine weitere Neuerung: Lieferfahrzeuge dürfen am Wochenende und an Feiertagen nur noch bis 11.00 Uhr statt bisher bis 12.00 Uhr auf das Festgelände fahren. »10.00 Uhr wäre besser gewesen«, kommentierte Blume-Beyerle die von SPD und CSU erwirkte Aufweichung der Verordnung. Bis auf diese kleine Differenz verlief die Stadtratssitzung aber in Übereinstimmung, ruhig und gesittet - ein Zustand, der künftig nach dem Wunsch der für die Sicherheit Verantwortlichen auch auf der Wiesn stärker vorherrschen soll.

Ursula Quass