Hauptrubrik
Banner Full-Size

Klassik-Stiftung greift herbe Kritik des Wissenschaftsrates auf

Publikationsdatum
Body

Die Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen will nach der heftigen Kritik des Wissenschaftsrates die Empfehlungen rasch aufgreifen. Bereits in einem Jahr solle ein Konzept zur inhaltlichen und strukturellen Neuausrichtung vorliegen, sagte Stiftungspräsident Hellmut Seemann am Dienstag in Weimar.

Weimar (ddp-lth). Wie vom Wissenschaftsrat vorgeschlagene Strukturkommission solle bis zum Frühsommer ihren Bericht an den Stiftungsrat übergeben, der das Papier mit möglichen Überarbeitungen zur endgültigen Beurteilung an den Wissenschaftsrat weiterreiche. «Heute in einem Jahr wollen wir der Öffentlichkeit ein dann nicht mehr in Frage gestelltes Konzept zur Neuausrichtung der Stiftung vorlegen», betonte Seemann. Das Papier solle auch Grundlage sein für die Etat-Verhandlungen für die Jahre 2007 bis 2011.

Der Wissenschaftsrat hatte den Zustand der Klassik-Stiftung in einem Gutachten scharf kritisiert und eine inhaltliche wie organisatorische Neuausrichtung gefordert. Laut Seemann wird der Strukturkommission nach dem Willen des Wissenschaftsrates der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann vorstehen, der auch zu den Gutachtern gehörte. Er werde die Mitglieder der Kommission auswählen, die nicht der Stiftung oder ihren Geldgebern Stadt, Land und Bund angehören sollten. «Die Kommission sollte noch dieses Jahr, nach meinem Wunsche noch im November, erstmals tagen», sagte Seemann.

Der Stiftungspräsident räumte ein, dass er die Kritik des Wissenschaftsrates teilweise erwartet habe. So habe sich die erst vor zweieinhalb Jahren geschaffene Direktion für Forschung und Bildung nicht wie erwartet entwickelt. Er sei jedoch überrascht, dass der Rat neben der Evaluierung der wissenschaftlichen Arbeit der Stiftung auch konkrete strukturelle und inhaltliche Forderungen formuliert habe. Seemann räumte ein: «Es ist allen, die in den vergangenen 15 Jahren für die Stiftung eingetreten sind, nicht gelungen, das hinreichende Maß an Legitimität auf sich zu vereinen, um der Stiftung eine abschließende Richtung zu geben.» Dieses Urteil schließe ihn, seine Amtsvorgänger und die Mitglieder des Stiftungsrates ausdrücklich ein.

Nach Überzeugung Seemanns birgt das vom Wissenschaftsrat vorgebrachte Verfahren nun die Chance, «legitimierte Aussagen» zur Neuausrichtung der Stiftung zu finden. Das Ergebnis dieses Verfahrens dürfe dann aber nicht mehr zur Diskussion stehen. Es werde auch kein «Weiter so» mehr geben, auch nicht in einzelnen Bereichen der Stiftung. Die Stiftungsleitung werde der Strukturkommission in Gesprächen ihre Vorstellungen von der Zukunft der Stiftung darlegen. Er wolle dafür sorgen, dass auch die Mitarbeiter an der Neuausrichtung beteiligt würden.

Seemann betonte, dass die im Frühjahr angekündigten Einsschnitte zur Haushaltskonsolidierung trotz des geplanten Neuanfangs der Stiftung nicht gestoppt werden. «Der Wissenschaftsrat hat nirgends gesagt, dass die begonnenen Strukturveränderungen auf Eis gelegt werden sollen», sagte Seemann. Er werde die Ausgliederung von Randaufgaben fortsetzen, da der Stiftungsetat sonst 2005 erneut nicht gedeckt sei. Seemann will die Stiftungsarbeit auf die Weimarer Zeit Goethes von 1775 bis 1832 sowie auf die Klassische Moderne vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum Ende der Weimarer Bauhaus-Zeit 1925 konzentrieren. Er will zahlreiche Aufgaben der Stiftung ausgliedern und Stellen streichen.

Stephan Hövelmans