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Einbahnstraße abbauen - Korea will als Gastland der Buchmesse Austausch mit Deutschland vorantreiben
Frankfurt/Main (ddp). Die koreanische Abteilung in hiesigen Privatbibliotheken ist eher mau bestückt. Und bei deutschen Verlagen ist nicht mal ein Wörterbuch «Deutsch-Koreanisch» erhältlich. Wohl auch um dies zu ändern, macht sich Korea als diesjähriges Gastland der Frankfurter Buchmesse auf den Weg nach Deutschland, um ein modernes, weltoffenes Land im fernen Osten zu präsentieren.«Wir wollen Informationen sammeln, Kontakte knüpfen und den Lizenzhandel intensivieren», sagte Kim Uchang, Präsident des koreanischen Organisationskomitees für die Buchmesse, am Montag in Frankfurt am Main. Denn koreanische Bücher gibt es zuhauf. Weltweit ist die koreanische Buchindustrie nach eigenen Angaben auf Rang sieben, legt man die Anzahl der Neuerscheinungen zugrunde. Im vergangenen Jahr gab es rund 50 000 Neuerscheinungen, die sich auf etwa 22 000 Verlage verteilten.
Etwa ein Drittel der Neuerscheinungen sind allerdings Übersetzungen aus anderen Sprachen - Tendenz steigend. Der wesentliche Grund für die wenigen Werke, die aus dem Koreanischen ins Deutsche übersetzt werden, sei schlicht und einfach der Mangel an qualifizierten literarischen Übersetzern. Dabei sind laut Kim Uchang umgekehrt deutsche Musik, Dichtung und Erziehungswissenschaft in Korea «tief verwurzelt». Diese «Einbahnstraße« solle durch die Buchmesse nun abgebaut werden.
Das lässt sich Korea nach eigenen Angaben knapp zehn Millionen Euro kosten. Mehr als 200 Veranstaltungen in ganz Deutschland soll es im Rahmen des Auftritts als Gastland geben. In Frankfurt selbst werden während der Buchmesse vom 19. bis 23. Oktober über 30 koreanische Autoren zu Gast sein.
Dabei will Korea einen umfassenden Überblick über die heutige koreanische Kultur vermitteln. Zu diesem Überblick gehören neben der Literatur auch Hip-Hop, moderne klassische Musik, zeitgenössische Fotokunst oder ein Musical.
Korea will dabei weg von dem angestaubten Image und dem Beinamen als »Land der Morgenstille.« Auch das Logo des Gastlandes bei der weltgrößten Bücherschau zeugt davon: In einem stilisierten aufgeschlagenen Buch ist die »enter«-Taste des Computers abgebildet. Das Zeichen aus der Computersprache steht für »Start, Ausführen, Fertigstellen», soll aber auch Koreas Anspruch als führende «IT-Großmacht» symbolisieren.
Ganz auf klassische Elemente will das Gastland dann aber doch nicht verzichten: Im Frankfurter Grüneburgpark soll ein 4800 Quadratmeter großer koreanischer Garten entstehen. Die von Korea finanzierten Grün- und Wasseranlagen im heimischen Stil sollen ein Ort der Ruhe und der Meditation werden.
Oliver Teutsch
http://www.buchmesse.de