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Graz ist im Jahr 2003 nach Salamanca und Brügge (2002) und vor Lille und Genua (2004) "Kulturhauptstadt Europas". Jetzt legte die österreichische Stadt ihr Programm vor.
orf - 512 Seiten umfasst das druckfrische Programmbuch von "Graz 2003", das Donnerstagabend im Wiener Museum Moderner Kunst präsentiert wurde. 103 Projektbeschreibungen auf 1,3 Kilogramm Papier, oder, wie Intendant Wolfgang Lorenz vorrechnete: durchschnittlich 0,39 Projekte täglich für die Zeit zwischen 9.1. und 30.11.2003, in der sich Graz nach Salamanca und Brügge (2002) und vor Lille und Genua (2004) mit dem offiziellen Titel "Kulturhauptstadt Europas" schmücken darf. Gemeinsam mit dem endgültigen Werbematerial wurde auch das detaillierte Programm für das Eröffnungswochenende (9.-12.1.) vorgestellt.Mit dem Kulturhauptstadtprojekt solle das "kulturelle Potenzial" der Stadt angesprochen und gezeigt werden, dass das Lebensmittel Kultur nicht nur etwas koste, sondern auch etwas bringe, meinte Lorenz. Wichtig wäre dabei die starke "Hinbewegung zum Publikum" ("möglichst viel im öffentlichen Raum, möglichst wenig Symposien"), das Schaffen von Orten für die Zukunft (wie das Kunsthaus, die Mur-Insel, das Kindermuseum, das Literaturhaus, die Stadthalle u.a.) sowie das Eingehen internationaler Kooperationen.
Ein Stakkato an Festen und Eröffnungen, Premieren und Partys bildet vom 9. bis 12. Jänner 2003 den Auftakt zum Kulturhauptstadtjahr. Am 9.1. werden zahlreiche Projekte im öffentlichen Raum ihrer Bestimmung übergeben. Die Palette reicht dabei von irritierenden Markierungen von vier Grazer Stadteinfahrten, Peter Koglers grafischer Gestaltung der Hauptbahnhofs-Halle über Kunsttaxis und künstlerisch gestaltete "Loko-Motiven" bis zu den umstrittenen Interventionen im Herzen der Stadt: Markus Wilfing verpasst dem Uhrturm einen Schatten, Richard Kriesche hievt Passanten mittels gläsernen Lifts auf die Höhe der Mariensäule. Mit der szenischen Uraufführung von Beat Furrers Musiktheater "Begehren" wird am Abend die Helmut-List-Halle eröffnet.
Nach einer Reihe von Ausstellungseröffnungen am 10.1. ist tags darauf Partystimmung angesagt. Nach einer Eröffnungs-Matinee im Opernhaus folgen ein Straßenfest in der Innenstadt samt Feuerwerk, die Eröffnung der Mur-Insel, die vom Fernsehen live übertragene Gala in der neuen Stadthalle und die Uraufführung von Henning Mankells "Butterfly Blues" im Schauspielhaus. Die Eröffnung des Kinderprogramms und einer Ausstellung über den Otto Wagner-Schüler Joze Plecnik beschließt am 12.1. das erste von vielen ereignisreichen Wochenenden in Graz 2003.
Zentrale Karten- und Informationsstellen sind die "03 info" am Mariahilferplatz, von wo aus ab 19. Jänner auch das neue Ö1 Kulturquiz jeden Sonntag live übertragen wird. Und ab 7.1.2003 der von Eichinger oder Knechtl gestaltete "03 shop" im Zeughaus in der Grazer Herrengasse, der später als Joanneum-Shop weitergeführt werden soll. Hier, aber ebenso über die Ö-Ticket-Verkaufsstellen und via Internet, sind auch die verschiedenen Ticket-Angebote von der "Club Card" bis zur Drei-Tageskarte inkl. ermäßigter ÖBB-Anreise erhältlich.
Neben dem zweisprachigen Programmbuch (17 Euro) ist ab Samstag auch ein 240-seitiger detaillierter Terminkalender (deutsch oder englisch; 6 Euro) erhältlich - im gemeinsamen Schuber ist der "Ziegel" (Lorenz), der ein unentbehrliches Vademecum für Kulturhauptstadtbenutzer darstellen dürfte, billiger (20 Euro). Das Merchandising-Programm reicht von der Schneekugel mit Uhrturmschatten bis zum Stofftier Cosmo (dem Maskottchen des rund 1.200 Veranstaltungen umfassenden Kinderprogramms), vom Graz03-Bier bis zur Sacher-Masoch-Torte.
57 Millionen Euro stehen "Graz 2003" als Gesamtbudget zur Verfügung, erläuterte der für Finanzen zuständige Geschäftsführer Manfred Gaulhofer. Je 18,2 Mio. steuern die Stadt Graz und das Land Steiermark bei, 14,5 Mio. kommen vom Bund, 1 Million von der EU. An Einnahmen erhofft man sich 1,1 bis 1,2 Mio. Euro. Sponsoren aus der Wirtschaft (wie der "Sicherheitspartner" AXA) sorgen mit rund 3,9 Mio. Euro dafür, dass die öffentlichen Mittel fast ausschließlich für Programm und Marketing ausgegeben werden können.