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Kulturhauptstadt-Kandidaten übergeben Bewerbung an Auswärtiges Amt

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Das Rennen um den Titel der Kulturhauptstadt Europas 2010 geht in die entscheidende Runde. Die zehn deutschen Kandidaten präsentierten am Freitag ihre Bewerbungen öffentlich im Auswärtigen Amt in Berlin. Bewerber sind Karlsruhe, Regensburg, Potsdam, Bremen, Kassel, Braunschweig, Essen, Görlitz, Halle/Saale und Lübeck, die sich unter anderem mit musikalischen oder schauspielerischen Einlagen vorstellten.

Berlin (ddp). Eigentlich war Hans-Dietrich Genscher nur als prominenter Fürsprecher und Ehrenbürger für seine sachsen-anhaltische Heimatstadt Halle an der Saale gekommen. Doch bei der feierlichen Übergabe der Bewerbungen der deutschen Kandidaten zur Kulturhauptstadt Europas 2010 am Freitag im Auswärtigen Amt in Berlin kamen dem Ex-Außenminister auch Erinnerungen an seine Amtszeit. Mit der griechischen Kulturministerin Melina Mercouri habe er damals die Idee der Kulturhauptstadt «durchkämpfen» müssen, erinnerte er sich. «Wir haben aber erst gestern Abend erlebt, was Deutsche und Griechen gemeinsam erreichen können», sagte Genscher unter großem Gelächter und in Anspielung auf den Einzug der griechischen Nationalmannschaft unter Trainer Otto Rehhagel ins Finale der Fußball-Europameisterschaft.
Im europäisch-kulturellen Wettbewerb - Deutschland wird nach Weimar 1999 neben Ungarn eine der zwei Kulturhauptstädte Europas 2010 stellen - haben zehn deutsche Kandidaten das Finale erreicht. Außer der Saale-Stadt hatten sich Karlsruhe, Regensburg, Potsdam, Bremen, Kassel, Braunschweig, Essen, Görlitz und Lübeck in ihren Ländern durchgesetzt.
So unterschiedlich wie die Städte waren bei der Übergabe der Bewerbungen auch die Präsentationen, die jeweils nur etwa fünf Minuten dauern durften. «Da sage noch einer, in Deutschland gebe es keine kulturelle Vielfalt», befand die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Kerstin Müller (Grüne), bei der Vorstellungsrunde.
Die Delegation des bayerischen Regensburg übergab ihre Kandidatur in einer kunstvoll gestalteten Schatulle aus Edelstahl und Glas, während der Regensburger Domspatz Julian Freibott die bayerische Volksweise «Als wir jüngst in Regensburg waren» sang.
Mit einer ironischen Interpretation des Liedes «Sexbomb» von Tom Jones buhlte dagegen Schauspielerin Gabriela Maria Schmeide als «fünfte Stadtmusikantin» für Bremen um die Gunst der Gäste. Das sächsische Görlitz setzte auf intensives Saxophonspiel und will gemeinsam mit seiner polnischen Partnerstadt Zgorzelec die Kulturhauptstadt »bauen".
Braunschweig ließ Kinder unterschiedlicher nationaler Herkunft einen ausgestopften Löwen - das Tier ist das Wahrzeichen der Stadt - in den Europasaal des Auswärtigen Amtes ziehen. Und für Karlsruhe, dem Sitz des Bundesverfassungsgerichts, spielten zwei Schauspieler des Badischen Staatstheaters mit dem Motto «Mit Recht. Karlsruhe».
Noch nie hätten sich so viele Städte beworben, sagte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Und richtete an Müller den Appell, für ein «nachvollziehbares und transparentes Auswahlverfahren» zu sorgen. Dass das nicht selbstverständlich sei, erlebe man schließlich derzeit bei der Auswahl des neuen Bundestrainers der deutschen Fußball-Nationalelf.
Müller entgegnete, sie könne «den Ball nur weiterspielen» - und zeigte sich überzeugt, dass der Bundesrat eine «weise Entscheidung im Sinne eines transparenten Verfahrens» treffen werde. Bis Ende Juni 2005 gibt die Länderkammer, die die Bewerbungen vom Auswärtigen Amt übermittelt bekommt, ihre Empfehlung ab. Die endgültige Entscheidung über die deutsche Kulturhauptstadt Europas 2010 liegt bei einer Expertenkommission aus Vertretern der Institutionen der Europäischen Union.
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