Body
Die privaten und öffentlichen Theater in Nordrhein-Westfalen müssen sich nach Überzeugung von Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) stärker dem Markt und dem breiten Publikum öffnen.
Dortmund (ddp-nrw). Vor allem die öffentlich-rechtlichen Bühnen sollten sich der Konkurrenz der Freizeit- und Unterhaltungsindustrie stellen, sagte Clement am Montag auf dem 3. Kulturwirtschaftstag NRW im Dortmunder Opernhaus. Rund 500 Experten von Theatern, Werbeagenturen und Tourismusunternehmen diskutierten über bessere Vermarktungsmöglichkeiten für Kunst und Kultur.Clement betonte, die Finanzmittel für die 26 öffentlichen nordrhein-westfälischen Theater kämen zu 90 Prozent von Land und Kommunen. Hier müsse der Anteil privater Sponsoren noch ausgebaut werden. Trotz klammer Kassen wollten Land und Kommunen jedoch den Kulturetat in Höhe von jährlich rund 370 Millionen Euro nicht senken. Dennoch müssten sich die öffentlichen Theater stärker nach ökonomischen Gesichtspunkten organisieren. Gerade die in diesem Jahr beginnende Ruhr-Triennale könne da neue Impulse geben, erklärte Clement.
Der Leiter der Triennale, Gerard Mortier, hob hervor, Wirtschaftlichkeit könne für Kulturbetriebe immer nur eine Folge - und nie das Ziel - sein. Als Intendant müsse er zu allererst seinen Kulturanspruch erfüllen. "Marketing dient allein dazu, die Idee der Kunst zu vermitteln", sagte der Belgier. Insofern sei er auch der oberste Marketingchef, der sich von Werbeexperten bei der Entwicklung von Verkaufsstrategien beraten lasse.
Für den Leiter der Werbeagentur "Grey", Bernd M. Michael, müssen sich die Theatersäle dem breiten Publikum öffnen: "Derzeit erreicht die Kultur nur zwölf Millionen Theaterbesucher. Es gibt jedoch ein Potenzial von 50 Millionen in Deutschland!" Das Phänomen der halb leeren Säle dürfe nicht länger hingenommen werden. "Wenn der Besucher nicht mehr ins Theater kommt, dann muss das Theater zum Besucher kommen", riet Michael.
So lange die Kultur jedoch mit ihrer "elitären Nabelschau" beschäftigt sei, könne sie nicht wirtschaftlich arbeiten - und auch keine Sponsoren gewinnen. Darum müsse die Kunstszene ihren "Elfenbeinturm" verlassen und der Wirtschaft Angebote machen, wie Kulturveranstaltungen gemeinsam entwickelt und gesponsert werden können. Geld dafür ist nach Aussage Michaels durchaus da: Derzeit werde jedoch noch 90 Prozent davon in den Sport investiert.