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Im Rahmen seines Wien-Besuchs ging der ehemalige französische Kulturminister Jack Lang (63) am Donnerstag Abend bei den "Wiener Vorlesungen" im Rathaus sowie bei einem Hintergrundgespräch vor Journalisten auch auf das Thema "Europäische Kulturpolitik: Eine Utopie" sowie die französische Kulturpolitik ein.
orf - Über das Bekenntnis der EU zur Kultur und das tatsächlich geringe Budget von 167 Millionen Euro für vier Jahre: "Es ist unverständlich und tragisch. Vor drei Jahren wurde mir angeboten, Europäischer Kommissar für Kultur zu werden, aber unter diesen Bedingungen habe ich abgelehnt. Dabei sind Kultur und Wissenschaft die Basis unserer Werte."Lang befürchtet, dass ein Irak-Krieg Terrorismus und Fanatismus stärken würde. Im Grunde würde US-Präsident George W. Bush damit den Terroristen dienen und sich zum "Alliierten der Al Kaida" machen, sagte der sozialistische Politiker und enge Vertraute des verstorbenen Staatspräsidenten Francois Mitterrand.
"Weil einige vor \'Mr. All President\' am Boden kriechen, ist das kein Grund für die anderen zu folgen", meinte Lang zu der jüngsten pro-amerikanischen Solidaritätserklärung von acht europäischen Spitzenpolitikern auf Initiative der Regierungschefs Großbritanniens und Spaniens. "Die wirkliche Frage ist, ob man sich der Regierung Bush unterwerfen will, die einen illegalen, unnützen und sehr gefährlichen Krieg führen will, der die Stabilität der Welt bedroht."
"Berlusconi und Aznar haben von Anfang an gesagt, dass sie Bush wie ein Hündchen folgen wollen. Blair ist traditionell ein Getreuer der USA. Das Verhalten der Kandidatenländer ist daraus erklärbar, dass die USA für sie immer wie ein Land der Freiheit erschienen sind, und rascher als in die EU wollten sie ja auch in die NATO. Da hat die EU wohl entscheidende Fehler gemacht", bedauerte Lang.