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Machtkampf im Ludwig-Musical steht vor Entscheidung

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Im Machtkampf beim König-Ludwig-Musical in Füssen steht die Entscheidung bevor. Am Freitagmittag soll die Gesellschafterversammlung in Frankfurt am Main darüber abstimmen, wie die Finanzprobleme des Unternehmens gelöst werden können und in welcher Funktion Intendant Stephan Barbarino dem Musical erhalten bleibt.

Füssen (ddp-bay). Barbarino selbst geht davon aus, dass den Kapitalgebern endlich «die ganze Wahrheit» aufgetischt werde, wie er am Donnerstag auf ddp-Anfrage sagte.
Im Vorfeld der Versammlung hat Barbarino seine Reihen neu aufgestellt. Zum einen hat er die Mehrheit der Betreibergesellschaft «Ludwig Musical AG» abgegeben und seine 700 Stammaktien zu einem symbolischen Preis verkauft. Mit dieser Geste wolle er signalisieren, dass er auf die wirtschaftliche Einflussnahme weit weniger Wert lege als auf die künstlerische Gesamtverantwortung. Zum anderen hat die Ludwig Musical AG einen mit 100 000 Euro jährlich dotierten Betreuungsvertrag mit der Treuhandgesellschaft ING Lease gekündigt, die eine Mehrheit der 203 Kommanditisten in der Musical-Kapitalgesellschaft vertritt.
Die Kündigung wurde mit der Beschädigung des Ansehens und der Kreditwürdigkeit begründet. Barbarino: «Da muss man nur die Zeitungen aufschlagen.» Die ING Lease hatte den Machtkampf hinter den Kulissen des Musicals in Füssen publik gemacht, als sie die Auflösung des Intendantenvertrags mit Barbarino ankündigte und ihm die Verantwortung für die finanzielle Schieflage des Unternehmens anlastete. Die unter den Geldgebern im schriftlichen Umlaufverfahren herbeigeführte Entscheidung war vom Landgericht München in einer Einstweiligen Verfügung allerdings für nichtig erklärt worden, weil darüber nur die Gesellschafterversammlung der KG entscheiden könne.
Zu dieser KG-Versammlung am Freitag in Frankfurt ist die ING Lease nun gar nicht erst eingeladen worden. Die bisher von Barbarino dominierte Musical AG als Betreibergesellschaft sehe nach der Auflösung des Betreuungsvertrages mit ING Lease dazu keine Veranlassung mehr, erklärte Barbarino. Am Vorabend der Versammlung, also am heutigen Donnerstagabend, hat die Treuhandgesellschaft ING Lease zu einer Info-Veranstaltung nach Frankfurt eingeladen.
Intendant Barbarino, der «geistige Vater» des König-Ludwig-Musicals, geht davon aus, dass die interessantesten Informationen erst bei der Gesellschafterversammlung am Freitag publik werden: «Man muss den Kommanditisten ein Forum bieten, dass sie sehen, ich bin nicht der Gegner der Geldgeber, sondern ein Gegner der ING Lease.» Die Treuhandgesellschaft wolle mit ihrem Handstreich nämlich nur die eigene Verantwortung an den Finanzproblemen des Musicals vertuschen. Barbarino: «Man wird die Historie aufrollen und belegen, dass die ING Lease von Anfang an dabei war.» Die Kommanditisten seien «penetrant mit der Unwahrheit bedient» worden, sagte der Intendant am Donnerstag.

Gleichzeitig soll den Geldgebern ein Konzept zur Behebung der Finanzprobleme im Musical vorgelegt werden. Dazu gehören zum einen die zeitliche Streckung von Kreditverträgen, zum anderen verstärkte Marketing-Aktivitäten, die schon jetzt zu einer deutlichen Steigerung der Besucherzahlen geführt haben. Die Auslastung des Musicals liege inzwischen wieder bei 80 Prozent, erklärte der neue Vorstand der Musical AG, Helmuth Orterer.