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Ausrichtung, Vermarktung und gegenseitige Abstimmung der Musikfestivals verbesserungswürdig +++ Kulturstiftung des Freistaats und Ostdeutsche Sparkassenstiftung gaben Studie in Auftrag
Dresden (ddp-lsc). Sachsens Musikfestivals haben nach einer Studie erhebliche Defizite in Vermarktung sowie in der gegenseitigen inhaltlichen und organisatorischen Abstimmung. Es fehle eine gemeinsame Plattform zum Austausch über die Festivalplanung, sagte die Autorin der am Mittwoch in Dresden vorgestellten ersten landesweiten Studie, Cornelia Dümcke. Zwei Drittel der befragten Festivalakteure beklagten zudem eine unzureichende touristische Vermarktung. Dies sei einer der Gründe, weshalb Sachsen überregional noch nicht als Musikland wahrgenommen werde. Die Kulturstiftung des Freistaats und die Ostdeutsche Sparkassenstiftung, die die Studie in Auftrag gegeben haben, wollen anhand der Ergebnisse ihre bisherige Förderpraxis prüfen. Der Sächsische Musikrat forderte unterdessen eine stärkere regionale Ausrichtung der Festivals mit besserer Nachwuchsförderung.
Musikrats-Geschäftsführer Torsten Tannenberg verlangte, diese Kriterien bei der Fördermittelvergabe stärker zu berücksichtigen. Dümcke empfahl den Kulturverantwortlichen unter anderem, künftig vor allem neue Festivals mit Nischenqualität zu fördern. Damit solle auch ein jüngeres Publikum angesprochen werden. Zudem sei die Vernetzung der beteiligten Institutionen wichtig. In die Untersuchung wurden insgesamt 56 Festivals und drei Musikwettbewerbe einbezogen. Die Festivalbetreiber beklagten in der Befragung einen zunehmenden Wettbewerb um Besucher sowie öffentliche und private Finanzierungsquellen.
Der Geschäftsführer der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, Friedrich-Wilhelm von Rauch, sagte, dem Freistaat sei es «bisher nicht gelungen, in der ersten Liga der Festivals mitzuspielen». Die Studienergebnisse sollen zunächst mit den Festivalbetreibern ausgewertet und später auf einer Expertenkonferenz diskutiert werden.
Insgesamt wurden laut Studie in Sachsen im vergangenen Jahr an 420 Festivaltagen mit 950 Veranstaltungen an 370 verschiedenen Orten etwa eine Million Besucher gezählt. Mehr als die Hälfte der Festivals registrierte weniger als 2000 Besucher. Die Festivals werden den Angaben zufolge jährlich mit 6,1 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln gefördert, was im Durchschnitt knapp zwei Drittel ihrer Gesamtbudgets ausmacht. Die Mehrzahl der Festivals in Sachsen verfügt der Studie zufolge über kleine und mittlere Etats. Nur drei Festivals haben Jahresbudgets von je rund einer Million Euro.
1989 existierten den Angaben zufolge in Sachsen 16 Festivals, in den 90er Jahren kamen 29 neue Initiativen hinzu. Weitere 14 Neugründungen folgten nach 2000.
Romy Richter