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Baustopp im Musentempel - Germanisches Nationalmuseum in Nürnberg und Deutsches Museum in München beklagen Wegfall Berliner Fördermittel
Nürnberg/München (ddp-bay). Am Ende findet der Kommunikationschef am Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, Matthias Hamann, sogar noch wohlmeinende Worte. «Ein sehr gutes Signal» nennt er die Tatsache, dass die Berliner Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) Ende Juli zu Besuch kommen will. Es sei wichtig, «dass sich Frau Weiss hier von der Situation vor Ort ein Bild macht.» Das Nationalmuseum ist nämlich derzeit eine Baustelle. Und jüngste Kürzungspläne im Kultur-Ressort des Bundeskanzleramtes könnten dafür sorgen, dass das bis auf weiteres auch so bleibt.Im bayerischen Wissenschaftsministerium läuten die Alarmglocken. Nicht nur die laufenden Umbaumaßnahmen im Zentralbereich des Germanischen Nationalmuseums müssen eventuell auf Eis gelegt werden, auch das Deutsche Museum auf der Münchner Theresienhöhe wäre «in seinem Bestand» gefährdet, heisst es im Ministerium. Grund dafür ist der geplante Wegfall von fast einer Million Euro an Bundesgeldern für die beiden bayerischen Top-Museen.
Bei dem Geld handelt es sich um Mittel zur Forschungsförderung aus dem Etat der Berliner Kulturstaatsministerin. Beide Museen gehören zu den sogenannten «Blaue Liste»-Einrichtungen, an denen wichtige Forschungsprojekte laufen, und die dafür vom Bund Unterstützung erhalten. Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU)reagiert geschockt auf die Kürzungspläne: «Diese Streichungen wären fatal für die international renommierten Museen und hätten nicht absehbare Folgen für die Zukunft.»
Beim Germanischen Nationalmuseum - mit jährlich 350 000 Besuchern Nummer drei auf der Beliebtheitsskala bayerischer Museen - will Weiss 17 Prozent der bisherigen Zuschüsse streichen, insgesamt 727 000 Euro. Darunter würde auch der komplette Investitionszuschuss für die derzeit laufenden Umbaumaßnahmen fallen.
«Katastrophal» nennt Museums-Sprecher Hamann die Folgen: «Kernbereiche unseres Hauses bleiben eine Baustelle.» Die geplante, teilweise Wiedereröffnung im kommenden Jahr würde ausfallen. Die absehbaren Folen: «Imageschaden, Verlust an Attraktivität, Forschungsdefizite und Besucherschwund», zählt Hamann auf.
Dem Deutsche Museum würden den Plänen zufolge im kommenden Jahr rund 240 000 Euro fehlen, das entspräche einem Minus der bisherigen Förderung von mehr als sechs Prozent. «Damit ist das Museum mit seinen Zweigstellen in seinem Bestand gefährdet», sagt Sprecherin Sabine Hansky. Die Folgen würde der Museumsbesucher »in allen Bereichen« zu spüren bekommen: Weniger Sonderausstellungen, weniger Geld für den Ankauf neuer Objekte und für die Museumspädagogik. In jedem Fall ein Verlust für «weite Teile der Bevölkerung», wie Hansky sagt. Denn mit fast 1,5 Millionen Besuchern pro Jahr ist das Münchner Haus Deutschlands meistbesuchtes Museum überhaupt und eines der weltweit führenden Technik-Museen.
Die geplanten Kürzungen seien umso unverständlicher, als die Bundesregierung mehrfach angekündigt habe, die Etats der außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland um drei Prozent aufzustocken, hieß es im Münchner Wissenschaftsministerium. Im Fall des Germanischen Nationalmuseums würden die Kürzungspläne auch die Einschätzung des Wissenschaftsrates konterkarieren. Dieses Gremium hatte dem Nürnberger Museum eine so wörtlich «unverzichtbare Rolle» als Forschungsinstitution attestiert, «die von keiner anderen Einrichtung übernommen werden könnte».