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München Deutsches Theater kämpft ums Überleben

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44 000 Unterschriften für Erhalt - Hartl und Monatzeder halten Sanierung für unbezahlbar

München (ddp-bay). Das Deutsche Theater (DT) gibt den Kampf gegen eine drohende Schließung des Betriebs nicht auf. Unterstützt wird das Theater von der Bürgerinitiative «Rettet das Deutsche Theater». Die Freunde der Kultureinrichtung haben nach eigenen Angaben innerhalb von zwei Monaten bereits mehr als 44 000 Unterschriften für den Fortbestand gesammelt. Die Kultureinrichtung soll 2004 geschlossen werden, weil eine Sanierung nach Berechnungen des Baureferats fast 140 Millionen Euro kostet und die Stadt dafür nicht aufkommen kann. DT-Geschäftsführer Heiko Plapperer-Lüthgarth sagte dazu am Tag der Offenen Tür am Sonntag: «Dieser irrwitzig hohe Betrag ist unverständlich - das kann und muss preiswerter sein.»
Sein Haus sei betriebstechnisch «in einwandfreiem Zustand» und «wirtschaftlich kerngesund», betonte er. Der Betrieb des Deutsche Theaters setzt nach Angaben von Plapperer-Lüthgarth jährlich 12 bis 13 Millionen Euro um. Die Stadt bezuschusst die Einrichtung mit 2,6 Millionen Euro im Jahr. Dies seien rund 15 Prozent der Gesamtkosten. Rückendeckung bekam der Theater-Chef vom Münchner Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne), der auch Aufsichtsratschef des Theaters ist: «Das Deutsche Theater ist unentbehrlich und aus der Münchner Kulturlandschaft nicht wegzudenken», sagte Monatzeder.
Auch die Münchner Kulturreferentin Lydia Hartl (parteilos) betonte, dass das Programm wie es das Deutsche Theater bietet «unbedingt zu einer Großstadt gehört». Sie befürchte jedoch, dass ein Umbau angesichts der hohen Summe «keinen Sinn» macht: «Wenn es keine Sparversion gibt, sehe ich nicht, woher das Geld kommen soll», sagte Hartl. Nach einer Gesamtbestandsaufnahme schätzt das städtische Baureferat die Sanierungskosten für das Deutsche Theater auf 107 Millionen Euro und für den Gesamtkomplex auf insgesamt 138 Millionen Euro. «Die Stadt kann diese gigantische Summe nicht aufbringen», betonte auch Monatzeder.
Plapperer-Lüthgarth kündigte an, dass sich die Theaterverantwortlichen am kommenden Freitag mit Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) zusammensetzen werden, «um auszuloten, wie das Theater gerettet werden kann». Im Frühjahr entscheidet der Münchner Stadtrat über eine Lösung für das Deutsche Theater. Plapperer-Lüthgarth hofft, dass bis dahin die Kosten nochmals analysiert und das Gutachten des Baureferats erneut geprüft werden. Er bevorzugt eine Verschiebung der Generalsanierung oder eine Aufteilung der Renovierung auf mehrere Schritte.
Der Theater-Chef sieht eine große Unterstützung durch die Münchner Bürger: «Das Publikum wünscht sich das Haus, das zeigen die Besucherzahlen.» An den jährlich 300 Theatertagen und den zusätzlich 30 Faschingsveranstaltungen kommen insgesamt rund 350 000 Besucher im Jahr ins Deutsche Theater. Vom Stadtrat müsse nun alles getan werden, um das seit 100 Jahren bestehende Haus zu retten.
Auch der Sprecher der Bürgerinitiative, Karl-Dieter Demisch, betonte, das vielfältige und internationale Angebot von Musicals, Shows und Operetten habe einen festen Platz in der Münchner Kulturlandschaft. «Kultur darf nicht nur aus dramatischem Theater, klassischer Musik und Oper bestehen», warnte Demisch.

Ines Treffler