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Muschg kritisiert Akademie der Künste

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Köln (ddp). Der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg plädiert für eine stärkere Präsenz von Kunst und Kultur in der öffentlichen Diskussion in Deutschland. Angesichts von Krisen und Gewalt in der Welt müsse Kunst wieder stärker als elementares Lebensmittel begriffen werden, da die Stützen von Wert und Glauben in der Gesellschaft verloren gegangen seien, sagte Muschg am Sonntag im Deutschlandfunk.


Autoren, Maler und andere Künstler benötigten keine Gefolgschaft in der Politik, wohl aber verdienten sie gesellschaftliche Anerkennung.

Muschg sagte, mit seinem Rücktritt vom Amt des Präsidenten der Akademie der Künste in Berlin habe er eine Alarmglocke ziehen wollen. Die Akademie verfehle ihren Auftrag, wenn sie sich aktuellen gesellschaftspolitischen Themen verschließe. Er warf der Berliner Künstlersozietät vor, sie verweigere sich Debatten über die kulturelle Bedeutung und Vielfalt Europas. Der Tatsache, dass Deutschland erstmals in der Geschichte die Rolle einer friedliebenden Mittelmacht spiele, werde weitgehend ignoriert. Er sehe die Bundesrepublik vor dem kulturellen Problem stehen, dass sie keiner Vision, sondern einem stark ökonomisch geprägten Selbstbild folge.

Darüber hinaus zog der zurückgetretene Akademiepräsident eine bescheidene Bilanz des ablaufenden Schiller-Jahres 2005. Der Dichter und Historiker Friedrich Schiller (1759 bis 1805) hätte weit mehr zum Selbstverständnis der Gesellschaft beizutragen gehabt, als in diesem Jahr herausgekommen sei, befand Muschg.